Untertan - von braven und rebellischen Lemmingen
Khorsand Solmaz
Menschen können auf drei Arten überleben: sie können sich anpassen, sich wehren – und alles dazwischen
Wir alle sind Opportunist*innen. Wir laufen mit, ob aus Bequemlichkeit, Angst oder Kalkül. Am Ende schieben wir es auf die Gruppe, die Umstände oder ein System und behaupten, dass wir nicht anders können. Dass wir zum Mitlaufen gezwungen waren. Mit provokanter Ehrlichkeit analysiert Solmaz Khorsand das Spektrum der unterschiedlichen Lemminge. Sie zeigt, wie ihr Verhalten einerseits die Grundlage von Genoziden sein, andererseits aber auch als ein Akt der Rebellion verstanden werden kann. Dafür zieht sie Beispiele aus der Wissenschaft, der Literatur und Kulturgeschichte ebenso heran wie aktuelle politische Ereignisse und interviewt, z. B., einen Masochisten, der sich als Sklave begreift, eine Unternehmensberaterin, eine Supermarktkassiererin oder eine Überlebende des Genozids von Srebrenica.
Ihr Zugang: Es gibt sie zwar an jeder Ecke, die stumpfsinnigen Befehlsempfänger*innen im Alltag, vor allem am Arbeitsplatz, aber es wäre fanatisch hinter jeder Anpassung gleich eine totalitäre Ideologie zu vermuten. Solmaz Khorsand schaut in diesem Buch dorthin, wo es weh tut, hält uns den Spiegel vor – und bietet ein gewagtes Exit-Szenario, um aus dem Lemmingdasein auszubrechen. Eine umfassende Betrachtung des Opportunismus in all seinen Facetten.
Buchtipp von Sonja Nicolaisen
Die wahre Geschichte der Wikinger
Neil Price
Mit zahlreichen Karten, Illustrationen und farbigen Abbildungen gibt der weltweit renommierte Experte Neil Price einen verblüffenden Einblick in die Welt der Wikinger: Waren sie wirklich die brandschatzenden Seefahrer und gewaltsamen Eroberer aus den Legenden? »Die wahre Geschichte der Wikinger« stellt die gängigen Vorurteile auf den Prüfstand und zeigt uns die echten Menschen hinter dem Mythos. Basierend auf neuesten archäologischen Funden, zahllosen Textquellen und nicht zuletzt der nordischen Mythologie selbst zeigt Neil Price uns die Wikinger erstmals so, wie sie selbst sich sahen. Fundiert und überraschend lebendig schildert er ihr Alltagsleben und ihre reiche Kultur: Wie übten sie ihre Religion aus, wie gestalteten sie Politik? Welche Rolle hatte die Frau, und wie zentral war Gewalt? Von Eirík I., genannt Blutaxt, der sich den norwegischen Thron erkämpfte, bis zur isländischen Entdeckerin Gudríd, die bis nach Amerika reiste, ist dies die definitive Geschichte der Wikinger und ihrer Zeit, opulent ausgestattet und prächtig bebildert.
Für Interessierte kann ich dieses Buch nur empfehlen - lebendig geschrieben zeigt es die Wikinger aus deren eigener Perspektive.
Buchtipp von Sonja Nicolaisen
Demokratie und Revolution
Hedwig Richter und Bernd Ulrich
Es ist ein Widerspruch entstanden zwischen Demokratie und Ökologie, zwischen dem unabwendbaren Zeitdruck und der anscheinend gottgegebenen Langsamkeit der Demokratie. Die Historikerin Hedwig Richter und der ZEIT-Journalist Bernd Ulrich wollen diesen Widerspruch überwinden und zeigen, wie eine notwendige Revolution zur Erhaltung unserer Lebensgrundlagen einhergehen kann mit der notwendigen Verteidigung und Entfaltung der Demokratie. Dazu schauen sie zurück und in die Zukunft. Sie fragen nach der dunklen Seite der Demokratiegeschichte, nach den oft zerstörerischen sozialen und fossilen Bedingungen, unter denen sich unsere Demokratie in Deutschland und anderswo entfaltet hat. Und sie entwerfen eine Zukunft, die auch den kommenden Generationen die Gestaltungsfreiheiten garantieren, die für eine Demokratie essenziell sind.
Ein kluges Buch - empfehlenswert!
Buchtipp von Sonja Nicolaisen
KlimaUNgerechtigkeit
Friederike Otto
Der Klimawandel trifft uns nicht alle gleich. Friederike Otto liefert anhand von acht extremen Wetterereignissen konkrete Beispiele, was die wirklichen Ursachen sind, wer besonders betroffen ist
und vor allem: Was Klimagerechtigkeit tatsächlich bedeutet und was dafür noch getan werden muss. Der Klimawandel zerstört nicht die Menschheit, aber Menschenleben und Lebensgrundlagen. Wir staunen
über Rekordtemperaturen, Windgeschwindigkeiten und Regenmengen, aber fragen uns zu wenig, wer ihnen besonders ausgesetzt ist, wer sich nicht erholen kann - und warum. Ungleichheit und Ungerechtigkeit
sind der Kern dessen, was den Klimawandel zum Menschheitsproblem machen. Damit müssen Fairness und globale Gerechtigkeit auch im Kern der Lösung stecken. Klimagerechtigkeit geht jeden etwas an.
Friederike Otto, eine Koryphäe auf dem Gebiet der Klimaforschung, analysiert in ihrem neuen Buch weltweite Klimakatastrophen und zeigt auf, dass der Klimawandel auch eine Folge sozialer Ungerechtigkeit, und bis heute unbewältigter patriarchaler und kolonialer Strukturen ist. Dass die Aufheizung des Klimas eben auch Ergebnis gnadenloser Ausplünderung der Schwächeren ist, ein Symptom von Ungleichheit und Ungerechtigkeit.
Buchtipp von Sonja Nicolaisen
Was wir der Zukunft schulden
William MacAskill
Der britische Philosoph und Aktivist Will MacAskill fordert ein radikal neues Denken beim Thema Nachhaltigkeit: Unser heutiges Handeln muss nicht nur die Konsequenzen für die nächsten Generationen miteinbeziehen, sondern auch die Folgen für die Menschheit in einer weit entfernten Zukunft. Es reicht nicht aus, den Klimawandel einzudämmen oder die nächste Pandemie zu verhindern. Wir müssen sicherstellen, dass sich die Menschheit nach einem Kollaps auch wieder erholt.
Buchtipp von Sonja Nicolaisen
Weniger ist mehr
Jason Hickel
In seinem neuen Buch »Weniger ist mehr« rechnet Jason Hickel mit dem Kapitalismus ab, doch seine Alternativen heißen weder Kommunismus noch radikaler Verzicht. Stattdessen schlägt er konkrete Schritte für ein Wirtschaftssystem vor, das innovativ und naheliegend zugleich ist; ein System, das unsere Lebensgrundlagen erhält und zum Wohle aller agiert.
Seit rund einem halben Jahrhundert ist bekannt, dass die menschliche Zivilisation auf dem Spiel steht. Dennoch hat es bei den Bemühungen, den ökologischen Zusammenbruch aufzuhalten, bislang keine nennenswerten Fortschritte gegeben. Für den renommierten Anthropologen Jason Hickel liegen die eigentlichen Ursachen dafür auf der Hand: Es ist unser Wirtschaftssystem, das den gesamten Planeten unter seine zerstörerische Herrschaft gebracht und soziale Ungleichheiten massiv verschärft hat – der Kapitalismus.
In »Weniger ist mehr. Warum der Kapitalismus den Planeten zerstört und wir ohne Wachstum glücklicher sind« erklärt der Autor, warum grünes Wachstum schlicht unmöglich ist – und entwickelt gleichzeitig eine klare Vorstellung davon, wie eine andere, bessere Wirtschaft aussehen könnte; eine Wirtschaft, in der das Geld an die Menschen fließt, die es benötigen; in der Menschen nützliche und langlebige Güter und Dienstleistungen produzieren und verkaufen und dabei für ihre Arbeit gerecht entschädigt werden; und ein System, das gesunde Ökosysteme aufrechterhält, ohne die es sonst schon bald keine Wirtschaft mehr gäbe.
»Wenn wir das Anthropozän überleben wollen, müssen wir den Kapitalismus überwinden«, warnt Hickel. Sein Buch liefert dazu Antworten – und zugleich einen wichtigen Beitrag zu der Frage, wie der Schutz unseres Planeten auch sozial gerecht umgesetzt werden kann.
Buchtipp von Sonja Nicolaisen
In den Häusern der Anderen
Karolina Kuszyk
Poniemieckie heißt in Polen das ehemals Deutsche. Orte Gebäude, Gegenstände, die von Millionen Deutschen zurückgelassen wurden, als sie am Ende des Zweiten Weltkriegs gen Westen flüchteten. Die neuen Besitzer waren Polen, oft selbst Vertriebene oder Umgesiedelte. Was den einen Verlust der heimat, waren den anderen Neubeginn im Fremden. Zwei Enden einer Geschichte, die zeigt, wie Biografien und Dinge über Zeiträume, Landesgrenzen und Generationen hinweg bis heute miteinander verwoben sind. Wer das Verhältnis von Polen und Deutschen in der jüngeren Geschichte verstehen will, dem hilft dieses Buch: tiefgründig recherchiert, sensibel und klug.
"Ein überfälliges Buch. Und noch dazu schön!"
Christiane Hoffmann
Unter Nazis. Jung, Ostseutsch, gegen rechts.
Jakob Springfeld
Hoffentlich holt der nicht mehr lange Luft." Oder "Gleich in die Fresse schlagen." Beleidigungen, offener Hass und Gewaltandrohungen dieser Art gehören zum Alltag von Jakob Springfeld. Der 20-Jährige ist einer der jungen Leute in Sachsen, die sich politisch für das linke Lager engagieren. Der junge Autor kämpft gegen Rechts, gegen Hass und auch gegen seine Angst. Aufgeben kommt für ihn nicht in Frage. Er berichtet von seinen Versuchen, das andere Gesicht Sachsens sichtbar zu machen. Er steht für Toleranz, Antirassismus und Demokratie. Er möchte den kleinen Terror im Alltäglichen offenlegen, aber auch Strukturen aufzeigen, die es rechten Bauernfängern viel zu leicht machen und spart dabei Polizei und Kommunalpolitik von Kritik nicht aus.
Das Ende des Kapitalismus
Ulrike Herrmann
Demokratie und Wohlstand, ein längeres Leben, mehr Gleichberechtigung und Bildung: der Kapitalismus hat viel Positives bewirkt. Zugleich ruiniert er jedoch Klima und Umwelt, sodass die Menschheit nun existenziell gefährdet ist. "Grünes Wachstum" soll die Rettung sein, aber Wirtschaftsexpertin und Bestseller-Autorin Ulrike Herrmann hält dagegen: Verständlich und messerscharf erklärt sie in ihrem neuen Buch, warum wir stattdessen "grünes Schrumpfen" brauchen.
Die Klimakrise verschärft sich täglich, aber konkret ändert sich fast nichts. Die Treibhausgase nehmen ungebremst und dramatisch zu. Dieses Scheitern ist kein Zufall, denn die Klimakrise zielt ins Herz des Kapitalismus. Wohlstand und Wachstum sind nur möglich, wenn man Technik einsetzt und Energie nutzt. Leider wird die Ökoenegie aus Sonne und Wind aber niemals reichen, um weltweites Wachstum zu befeuern. Die Industrieländer müssen sich also vom Kapitalismus verabschieden und eine Kreislaufwirtschaft anstreben, in der nur noch verbraucht wird, was sich recyceln lässt.
Aber wie soll man sich dieses grüne Schrumpfen vorstellen? Das beste Modell ist ausgerechnet die britische Kriegswirtschaft ab 1940.
Schattenzeit
Oliver Hilmes
Das Unheil nimmt seinen Lauf bei Kaffee und Kuchen. Der Krieg sei längst verloren, der "Führer" geisteskrank: Karlrobert Kreiten, 26 Jahre alt, ein hochbegabter Pianist mit goldener zukunft, verliert im März 1943 ein unbedachtes Wort bei einer Jugendfreundin seiner Mutter. Sechs Monate später stirbt er am Galgen.
Kreitens tragisches Schicksal steht im Mittelpunkt von Oliver Hilmes`grandios erzähltem Buch über Deutschland im Jahr1943. Als bei Stalingrad eine ganze Armee vernichtet wird und Goebbels den totalen Krieg ausruft. Als die Kinder zur Sicherheit aufs Land gebracht werden und Millionen Deutsche ins Kino strömen um Hans Albers als Münchhausen zu erleben.
Als die Städte schon in Trümmern liegen, und noch immer getanzt wird. Als die NS- Vernichtungsmaschinerie auf Hochtouren läuft, die einen vom "Endsieg" fantasieren und andere versuchen, sich der Diktatur entgegenzustellen. In einem Mosaik von Geschichten und Portäts, kunstvoll komponiert und glänzend recherchiert, lässt Hilmes das dramatische Jahr 1943 wieder lebendig werden.
"Selten passiert es in diesen Zeiten von starker Abstumpfung und Reizüberflutung, beim Lesen noch so berührt zu werden."
NDR Kultur
Alles was wir nicht erinnern
Zu Fuß auf dem Fluchtweg meines Vaters
Christiane Hoffmann
«Zu Fuß?» «Zu Fuß.» «Allein?» «Allein.» Christiane Hoffmanns Vater floh Anfang 1945 aus
Schlesien. 75 Jahre später geht die Tochter denselben Weg, 550 Kilometer nach Westen. Sie kämpft sich durch Hagelstürme und sumpfige Wälder. Sie sitzt in Kirchen, Küchen und guten Stuben. Sie führt
Gespräche - mit anderen Menschen und mit sich selbst. Sie sucht nach der Geschichte und ihren Narben. Ein sehr persönliches, literarisches Buch über Flucht und Heimat, über die Schrecken des Krieges
und über das, was wir verdrängen, um zu überleben.
Deutschland in den 1970er Jahren. Unter dem Tisch sitzen die Kinder. Oben seufzen
die Erwachsenen, essen Schnittchen und reden über die verlorene Heimat. Sie geben ihre Verletzungen und Alpträume weiter an die nächste Generation. Nach dem Tod des Vaters kehrt die Tochter in das
schlesische Dorf mit dem malerischen Namen zurück, nach Rosenthal, das jetzt Rózyna heißt. Am 22. Januar 2020 bricht sie auf und geht noch einmal den Weg seiner Flucht. Was bleibt heute vom
Fluchtschicksal? Wie gehen Familien, wie gehen Gesellschaften, Deutsche, Polen und Tschechen mit der Vergangenheit um? Christiane Hoffmanns Buch holt die Erinnerung an Flucht und Vertreibung ins 21.
Jahrhundert, es verschränkt ihre Familiengeschichte mit der Historie, Zeitzeugenberichte mit Begegnungen auf ihrem Weg. Doch es ist vor allem ein sehr persönliches Buch, geschrieben in einer
literarischen Sprache, die Suche einer Tochter nach ihrem Vater und seiner Geschichte
Die Welt geht unter und ich muss trotzdem arbeiten
Sara Weber
Sara Weber ist Journalistin, Expertin für die Arbeitswelt der Zukunft und war als Redaktionsleiterin von Linkedin das Gesicht des Netzwerks in Deutschland, bis sie selbst Teil der "Great Resignation" wurde. In diesem Buch geht sie den Fragen nac, die gerade eine ganze Generation umtreiben, und zeigt Lösungen auf, die Arbeit besser machen können.
Im März 2020 änderte sich alles.Homeoffice war plötzlich die neue Norm. Alle mussten sich digitalisieren und transformieren- - ob sie wollten der nicht. Die Arbeit drängte weiter ins restliche Leben, zur Erwerbsarbeit kam noch die Carearbeit. Die Schere zwischen systemrelevanten Verufen und Bürpjobs ging weiter auf. Covid hat uns gezeigt, was in der Arbeitswelt nicht mehr funktioniert.
Und da ist nicht nur die Pandemie. Überschwemmungen, Waldbrände, Inflation, Krieg - unsere Welt steht in Flammen, im wahrsten Sinne des Wortes. Und wir? Brennen aus, um bloß keine Deadline zu reißen. Was zur Hölle ma hen wir da eigentlich? Warum tun wir uns das an?
Immer mehr Menschen stellen sich diese Fragen, einige ziehen Konsequenzen. In den USA Hat der Trend sogar schon einen Namen: "The Great Resignation", das große Kündigen. Es bricht eine neue Ära an, aber weder durch agile Methoden noch durch Yoga im Alltag wird es gelingen, ein für uns alle und für den Planeten verträgliches Wirtschaften zu realisieren. Wir müssen uns überlegen, wie Arbeit heute und morgen wirklich funktionieren kann - mit einem Fokus auf Gerechtigkeit, Zukunftsfähigkeit und den Menschen.
Verqueres Denken
Andres Speit
Sie gehen für "die Freiheit" auf die Straße: Bei den Querdenken-Demonstrationen und Corona-Protesten laufen Imgegner:innen neben QAnon-Anhänger:innen, Esoteriker:innen neben Rechtsextremen, die Peace-Fahne flattert neben der Reichsflagge.Dieses Miteinander kommt jedoch nicht zufällig zustande. Wer sich für den Schutz von Natur und Tieren einsetzt, vegane Ernährung und Alternativmedizin bevorzugt, seine Kinder auf Waldorfschulen schickt oder nach spiritueller Erfüllung sucht, muss nicht frei von rechtem Gedankengut undd Verschwörungsfantasien sein. Andreas Speit zeigt, dass in alternativen Milieus Werte und Vorstellungen kursieren, die alles andere als progressiv und emanzipatorisch sind.
Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen
Navid Kermani
"Als er im Krankenhaus lag, sollte ich Opa versprechen, dich den Islam zu lehren, wenn er nicht mehr da ist, unseren Islam, den Islam, mit dem ich aufgewachsen bin." So beginnt ein Vater Abend für Abend seiner Tochter zu erzählen - nicht nur von seiner eigenen Religion, sondern von dem, was alle Gläubigen eint, von Gott und dem Tod, von der Liebe und der Unendlichkeit um uns herum. Dieses sehr persönliche Buch ist nicht nur Verzauberung und literarisches Meisterstück, sondern ein wahrer Erkenntnisgewinn, gerade weil Navid Kermani auch ins Dunkle zu schreiben wagt und damit seiner, unserer Ratlosigkeit einen Ausdruck gibt. Und weil seine Sprache, seine Offenheit, sein Wissen aus zwei Kulturen einzigartig sind, so hell und so tief.
"Stimmig und herzerwärmend, wie Kermani eine so weit gefasste und unterschiedliche Gottesvorstellungen verbindende Religiosität vorstellt, dass selbst Agnostiker Platz in diesem offenen und menschenfreundlichen Denkgebäude finden könnten. Natürlich weiß der Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, dass er eine Utopie skizziert. Dennoch vertritt er sie mit Verve und Hoffnung. ... Kermani wirbt für einen gründlichen Blick auf das, was er für wesentlich hält, dazu gehört auch Wissen über Religionen. Davon gibt es eine ganze Menge in Kermanis Buch." Barbara Dobrick, SWR2 "Lesenswert", 28.4.2022
Die Heldin reist
Doris Dörrie
Der Held muss in die weite Welt hinaus und Abenteuer erleben, um ein Held zu werden - und eine Geschichte zu haben. Und was ist mit der Heldin? Doris Dörrie erzählt von drei Reisen - nach San Francisco, nach Japan und nach Marokko - und davon, als Frau in der Welt unterwegs zu sein. Sich dem Ungewissen, Fremden auszusetzen heißt immer auch, den eigenen Ängsten, Abhängigkeiten, Verlusten ins Auge zu sehen. Und dabei zur Heldin der eigenen Geschichte zu werden.
Liebe in Zeiten des Hasses
Florian Illies
In einem
virtuosen Epochengemälde erweckt Florian Illies die dreißiger Jahre, dieses Jahrzehnt berstender politischer und kultureller Spannungen, zum Leben.
Als Jean-Paul
Sartre mit Simone de Beauvoir im Kranzler-Eck in Berlin Käsekuchen isst, Henry Miller und Anaïs Nin wilde Nächte in Paris und »Stille Tage in Clichy« erleben, F. Scott Fitzgerald und Ernest Hemingway
sich in New York in leidenschaftliche Affären stürzen, fliehen Bertolt Brecht und Helene Weigel wie Katia und Thomas Mann ins Exil. Genau das ist die Zeit, in der die Nationalsozialisten die Macht in
Deutschland ergreifen, Bücher verbrennen und die Gewalt gegen Juden beginnt.
1933 enden
die »Goldenen Zwanziger« mit einer Vollbremsung. Florian Illies führt uns zurück in die Epoche einer singulären politischen Katastrophe, um von den größten Liebespaaren der Kulturgeschichte zu
erzählen: In Berlin, Paris, im Tessin und an der Riviera stemmen sich die großen Helden der Zeit gegen den drohenden Untergang. Eine mitreißend erzählte Reise in die Vergangenheit, die sich wie ein
Kommentar zu unserer verunsicherten Gegenwart liest: Liebe in Zeiten des Hasses.
»Lesen Sie bitte dieses Buch, es ist hinreißend. Ich habe so viel Neues erfahren, über die Liebe, die Kunst und das Grauen.« Ferdinand von Schirach
Unsere Welt neu denken
Maja Göpel
Unsere Welt steht an einem Kipp-Punkt, und wir spüren es. Einerseits geht es uns so gut wie nie, andererseits zeigen sich Verwerfungen, Zerstörung und Krise, wohin wir sehen. Ob Umwelt oder Gesellschaft - scheinbar gleichzeitig sind unsere Systeme unter Stress geraten. Wir ahnen: So wie es ist, wird und kann es nicht bleiben. Wie finden wir zu einer Lebensweise, die das Wohlergehen des Planeten mit dem der Menschheit versöhnt? Wo liegt der Weg zwischen Verbotsregime und Schuldfragen auf der einen und Wachstumswahn und Technikversprechen auf der anderen Seite? Diese Zukunft neu und ganz anders in den Blick zu nehmen - darin besteht die Einladung, die Maja Göpel ausspricht.
"Maja Göpel zählt zu Deutschlands einflussreichsten Ökonominnen." FAZ
Wolfszeit
Harald Jähner
Harald Jähners große Mentalitätsgeschichte der Nachkriegszeit zeigt die Deutschen in ihrer ganzen Vielfalt: etwa den "Umerzieher" Alfred Döblin, der das Vertrauen seiner Landsleute zu gewinnen suchte, oder Beate Uhse, die mit ihrem "Versandgeschäft für Ehehygiene" alle Vorstellungen von Sittlichkeit infrage stellte; aber auch die namenlosen Schwarzmarkthändler, in den Taschen die mythisch aufgeladenen Lucky Strikes, oder die stilsicheren Hausfrauen am nicht weniger symbolhaften Nierentisch der anbrechenden Fünfziger.
"Harald Jähner beleuchtet die deutsche Nachkriegsgeschichte neu... Selten hat ein Sachbuch Anschaulichkeit, dramaturgisches Gespür und Eloquenz so gekonnt in sich vereint. Wer dachte, über die Nachkriegszeit schon alles gewusst zu haben, wird hier noch fündig werden." (Aus der Jurybegründung für den Preis der Leipziger Buchmesse)