Hier finden Sie unsere Buchtipps aus den Bereichen Romane, Krimis, Biographien, aber auch das ein oder andere Buch aus dem Bereich Fantasy oder Science Fiction. Darunter werden Neuerscheinungen sein, aber auch das ein oder andere Buch "aus dem Regal" - d.h. trotzdem es schon länger erschienen ist, aus unserer Sicht immer noch zu empfehlen.

 

Viel Spaß beim Stöbern!

Die Glocke im See

Lars Mytting

 

Norwegen im Jahr 1880, in einem dunklen und abgeschiedenen Tal: Der junge Pastor Kai Schweigaard hat soeben die kleine Pfarrei mit der 700 Jahre alten Stabkirche übernommen. Die würde er gerne abreißen und durch eine modernere, größere Kirche ersetzen. Die Kunstakademie in Dresden schickt ihren begabten Architekturstudenten Gerhard Schönauer, der den Abtransport der Kirche nach Dresden und ihren Wiederaufbau dort überwachen soll.

Doch die junge und wissbegierige Astrid rebelliert gegen diese Pläne. Mit der Kirche würden auch die beiden Glocken verschwinden, die einer ihrer Vorfahren gestiftet hat. Man sagt ihnen übernatürliche Kräfte nach und dass sie von selbst läuten, wenn ein Unglück bevorsteht. Astrid verliebt sich in diesen Gerhard - und muss sich entscheiden. Wählt sie die Heimat und den Pfarrer? Oder entscheidet sie sich für den Aufbruch in eine ungewisse Zukunft in Deutschland? Da hört sie auf einmal die Glocken läuten ...

 

Berührend und spannend erzählter historischer Roman über Aberglauben, Liebe und das Leben in der Abgeschiedenheit eines norwegischen Dorfes.

 

Buchtipp von Sonja Nicolaisen

Das Haus über dem Fjord

Kristin Valla

 

Als Elin in ihr Heimatdorf an der norwegischen Küste zurückkehrt, ahnt sie nicht, welchen Stein sie damit ins Rollen bringt. Eigentlich möchte sie nach dem Tod ihrer Mutter bloß das Haus am Fjord ausräumen, in dem sie aufgewachsen ist und über dem ein dunkler Schatten liegt seit jenem düsteren Tag, als Elin zehn Jahre alt war. Doch plötzlich stößt Elin auf Ungereimtheiten im Leben ihrer Eltern, die ein ganz anderes Licht auf die damaligen Ereignisse werfen. Gemeinsam mit ihrer Jugendliebe Ola begibt sie sich auf eine Spurensuche, die sie bis in ein französisches Dorf führt. Schafft es Elin, sich mit ihrer Vergangenheit - und jener ihrer Eltern - zu versöhnen?

 

Eine mitreißende und spannungsgeladene Geschichte über dunkle Geheimnisse und die Wehrhaftigkeit familiärer Liebe.

 

Wer bin ich? Wer waren meine Eltern? Was ist das Geheinmis meiner Familie? In ruhigem Ton und berührenden Worte verfasst Kristin Valla die Antworten für die Protagonistin Elin. Zugleich ist das Buch wahnsinnig spannende. Was ist passiert, damals in der Kindheit, was Elin als junges Mädchen nicht erfassen konnte?

 

Ein tolles Buch, das zudem die norwegische Landschaft am Fjord wunderbar einfängt.

 

Buchtipp von Daniela Thome

Ewig Sommer

Franziska Gänsler

 

Eine junge Mutter kommt mit ihrer Tochter in ein Hotel, in dem schon lange keine Gäste mehr abgestiegen sind. Seitdem die Brände im benachbarten Wald toben, hat der einstige Kurort seinen Reiz verloren. Für Iris, die Besitzerin des Hotels, ist der unerwartete Besuch gleichzeitig willkommene Abwechslung und Grund zur Sorge: Irgendetwas scheint mit der Fremden nicht zu stimmen. Ist sie auf der Flucht vor ihrem Mann? Sollte sie der Frau, die sich nicht immer angemessen um ihre Tochter zu kümmern scheint, helfen? Oder müsste sie das Kind vor ihr schützen? Mit der Zeit kommen sich die beiden Frauen näher und fangen an, die Schatten ihrer Vergangenheit auszuleuchten. Iris ahnt, dass dieser Besuch früher oder später ein jähes Ende finden wird - unklar ist nur, aus welcher Richtung wirklich die Gefahr droht.

 

Franziska Gänslers gefeiertes und geliebtes Debüt ist eine wagemutige und sprachlich souveräne Geschichte über zentrale Voraussetzungen für unser Leben - die Liebe und das Klima - und die menschliche Fehlbarkeit im Umgang mit diesen Themen. Aktuell, berührend und von unglaublicher Sogkraft.

 

Im wahrsten Sinne des Wortes eine brennende Geschichte!

 

Buchtipp von Daniela Thome

Was das Meer verspricht

Alexandra Blöchl

 

Was, wenn das Leben, das du führst, nie deins war?

 

Vida hat ihr ganzes Leben auf einer kleinen Insel im Norden verbracht. Während ihr Bruder Zander schon früh alles hinter sich ließ, um auf dem Festland sein Glück zu suchen, fühlt Vida sich den Eltern verpflichtet. Sie wird das Geschäft übernehmen, ihren Kindheitsfreund heiraten - ihre Zukunft hat Vida nie in Frage gestellt. Das ändert sich, als eine junge Frau auf die Insel zieht. Marie ist unabhängig, selbstbewusst, frei. Das Gegenteil von Vida. Die beiden Frauen freunden sich an, mehr als das. Und zum ersten Mal wächst in Vida der Wunsch, aus dem Schatten ihres bisherigen Lebens herauszutreten.  Doch dann kehrt überraschend Zander zurück auf die Insel. Auch er ist fasziniert von Marie, und mit einem Mal gerät alles aus den Fugen.

 

Ein Roman wie das Meer: verführerisch, wild und unberechenbar. Die Sprache hat mich unglaublich mitgenommen in die Geschichte, die kraftvoll auf ihr dramatisches Ende zusteuert.

 

Buchtipp von Daniela Thome

James

Percival Everett

 

"Huckleberry Finn" wird zum Roman der Freiheit – in "James" erfindet Percival Everett den Klassiker der amerikanischen Literatur neu. Fesselnd, komisch, subversiv Jim spielt den Dummen. Es wäre zu gefährlich, wenn die Weißen wüssten, wie intelligent und gebildet er ist. Als man ihn nach New Orleans verkaufen will, flieht er mit Huck gen Norden in die Freiheit. Auf dem Mississippi jagt ein Abenteuer das nächste: Stürme, Überschwemmungen, Begegnungen mit Betrügern und Blackface-Sängern. Immer wieder muss Jim mit seiner schwarzen Identität jonglieren, um sich und seinen jugendlichen Freund zu retten. Percival Everetts „James“ ist einer der maßgeblichen Romane unserer Zeit, eine unerhörte Provokation, die an die Grundfesten des amerikanischen Mythos rührt. Ein auf den Kopf gestellter Klassiker, der uns aufrüttelt und fragt: Wie lesen wir heute? Fesselnd, komisch, subversiv.

 

Großartige Neufassung des Klassikers, erzählt aus der Perspektive des Sklaven Jim, weiterdenkend, sehr unterhaltsam und absolut aktuell.

 

Buchtipp von Brigitte Rousseau

Salzwasser

Charles Simmons

 

"Im Sommer 1963 verliebte ich mich, und mein Vater ertrank." Der erste Satz schlägt ein wie eine Wucht. Es entfaltet sich vor uns ein Sommer, an dessen Ende nichts mehr so ist wie zuvor.

 

Wie jedes Jahr verbringt der fünfzehnjährige Michael die Ferien mit seinen Eltern am Atlantik. Doch diesmal gibt es eine Veränderung, denn in dem benachbarten Gästehaus zieht die verführerische Mrs. Mertz mit ihrer zwanzigjährigen Tochter Zina ein. Die Andersartigkeit und Offenheit, die die beiden Frauen umgeben, faszinieren nicht nur Michael. Augenblicklich verliebt er sich in die schöne Zina und ist ihren Kaprizen hoffnungslos ausgeliefert. Als er jedoch seine romantischen Gefühle ihr gegenüber auf die grausamste Art und Weise verraten sieht, bricht für ihn die unschuldige Welt seiner Kindheit zusammen, und es kommt zum tragischen Ende eines Sommers.

 

In der Neuerzählung von Turgenjews Novelle «Erste Liebe» schildert Simmons einfühlsam und fast ein wenig wehmütig den Verlust der kindlichen Unschuld, der die Verwirrungen der ersten Liebe begleitet. Den Hintergrund dazu bilden die Farben und Stimmungen eines Sommers am Meer.

 

Buchtipp von Daniela Thome

Leuchtfeuer

Dani Shapiro

 

Eine Sommernacht 1985: In einem Vorort von New York steigen drei betrunkene Teenager in ein Auto - und nichts ist mehr wie zuvor.
Die Geschwister Sarah und Theo zerbrechen fast an der Last des Geheimnisses, das sie seitdem teilen, und selbst 20 Jahre später bestimmt es ihr Leben. Auch ihr Vater Ben, ein pensionierter Arzt, hadert mit seiner Rolle in jener denkwürdigen Nacht. Doch als Bens Begegnung mit dem zehnjährigen Nachbarsjungen Waldo eine Kette von Ereignissen in Gang setzt, droht das Geheimnis zu platzen und ihrer aller Leben in ungeahnte Bahnen zu lenken.

 

Das Schicksal einer Nacht, nach der das Leben für niemanden jemals wieder ist wie zuvor. Das ist tiefgründig, mitreißend und berührend aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt.

 

Buchtipp von Daniela Thome

Mein Name ist Estela

Alia Trabucco Zarán

 

Das Mädchen ist tot, die Haushälterin wird vernommen. Zum ersten Mal hören alle Estela zu. Szene um Szene offenbart sie ein schwindelerregendes Kammerspiel unüberbrückbarer Klassenunterschiede.
Sieben Jahre hat Estela im Haus der fremden Familie gelebt, hat tagein, tagaus für sie gesorgt. Die karierte Schürze ist zu einer zweiten Haut geworden, die dünnen Wände ihres Zimmers sind immer näher gerückt. Doch sie ist nicht die einzige Gefangene des Hauses: Im leeren Blick des Mädchens sieht Estela ihre eigene Einsamkeit gespiegelt. Jeder Versuch von Intimität zwischen Angestellter und Kind zerschellt an der ehrgeizigen Mutter und dem autoritären Vater, an der Brutalität der Verhältnisse. Auf engstem Raum ringen vier Menschen ums Überleben und rasen doch unausweichlich auf eine Katastrophe zu.

 

Fesselndes Kammerspiel, Porträt einer chilenischen Hausangestellten in Form einer Zeugenaussage. Psychologisch ergreifend gerade durch den ruhigen Erzählton, gesellschaftskritisch.

 

Buchtipp von Brigitte Rousseau

Geordnete Verhältnisse

Lana Lux

 

Wenn man seine Heimat verlassen muss, kommt es immer darauf an, wo man landet und welche Leute man kennenlernt. Faina landet in einer deutschen Kleinstadt und lernt in der Schule Philipp kennen, einen Jungen mit Wutausbrüchen, der Pflanzen lieber mag als Menschen, sich aber sehnlichst einen Freund wünscht. Faina soll dieser Freund werden, also bringt er ihr Deutsch bei, und wie man Weihnachten richtig feiert. Er macht sie zu seiner Faina.Jahre später ist Philipp der Typ mit Eigentumswohnung und fester Freundin, und Faina steht als verlassene, verschuldete Schwangere vor seiner Tür. Er lässt sie hinein, doch zu welchem Preis? "Geordnete Verhältnisse" ist eine Geschichte über Wut und Obsession – und eine Frau, die sich weigert, zum Besitztum eines Mannes zu werden.

 

Lana Lux erzählt eindrucksvoll und plastisch davon, wie eine Beziehung komplett aus der Bahn gerät, wie aus Freundschaft heftigste Obsession wird, wie zwei Menschen zu Opfer und Täter werden und wie das, was mal Liebe war, in der allergrößten Tragödie und Katastrophe enden kann.

 

Buchtipp von Brigitte Rousseau

Wir werden jung sein

Maxim Leo

 

Ihr Leben gerat aus den Fugen, als die Teilnehmer einer Medikamentenstudie an der Berliner Charite plötzlich jünger werden. Jakob ist gerade seiner ersten Liebe begegnet und verliert auf einmal jegliche Lust. Jenny wünscht sich seit vielen Jahren vergeblich ein Kind und wird plötzlich schwanger. Wenger, ein schwerkranker Immobilienpatriarch, verabschiedet sich mit einem rauschenden Fest von der Welt, um kurz darauf - zur Verzweiflung seiner Erben - wieder aufzublühen. Und Verena, die zweifache Olympiasiegerin über 100 Meter Freistil, hat ihre Profizeit längst hinter sich, als sie bei einem Schaukampf der Ex-Stars überraschend neue Rekorde aufstellt. Als die Öffentlichkeit von ihrer Verjüngung erfährt, überschlagen sich die Ereignisse.

 

Ein ungeheuer hellsichtiger Roman, der seinen Protagonisten voller Witz und Wärme durch das verrückteste Jahr ihres Lebens folgt. Und der wie nebenbei die großen ethischen und gesellschaftlichen Fragen stellt, die sich ergeben, wenn die weltweit auf Hochtouren laufende Forschung zur biologischen Verjüngung des Menschen Erfolg hat.

 

Buchtipp von Daniela Thome

Acqua Alta

Isabelle Autissier

 

2021: Venedig ist von den Wassermassen eines letzten Acqua alta verschlungen worden. Guido Malegatti, einer der Überlebenden, fährt mit dem Boot durch die Ruinen, auf der Suche nach Frau und Tochter. Zwei Jahre zuvor: Angesichts des drohenden Meeresspiegelanstiegs bahnt sich der Konflikt innerhalb der Familie an. Guido als Wirtschaftsrat schwört auf den Tourismus und die Segnungen der Technik. Seine Frau Maria Alba schwelgt in der vergangenen Pracht einer Stadt am Rande des Zusammenbruchs. Und ihre 17-jährige Tochter Léa wird in dem Versuch, die geliebte Stadt zu retten, zur Gegnerin ihres Vaters. Isabelle Autissier entwirft das so dramatische wie realistische Szenario vom Untergang Venedigs. Mitreißend zeichnet sie der Perspektive dreier Familienmitglieder nach, wie es zur Katastrophe kommt, und stellt uns alle vor die Frage: Wie würde ich mich verhalten?

 

Das realistische Szenario macht dieses Buch tatsächlich etwas gespentisch, es ist aber vor allem auch eine sehr gut erzählte Geschichte!

 

Buchtipp von Sonja Nicolaisen

Yellowface

Rebecca F. Kuang

 

June Hayward und Athena Liu könnten beide aufstrebende Stars der Literaturszene sein. Doch während die chinesisch-amerikanische Autorin Athena für ihre Romane gefeiert wird, fristet June ein Dasein im Abseits. Niemand interessiert sich für Geschichten "ganz normaler" weißer Mädchen, so sieht es June zumindest.

 

Als June Zeugin wird, wie Athena bei einem Unfall stirbt, stiehlt sie im Affekt Athenas neuestes, gerade vollendetes Manuskript, einen Roman über die Heldentaten chinesischer Arbeiter während des Ersten Weltkriegs.

 

June überarbeitet das Werk und veröffentlicht es unter ihrem neuen Künstlernamen Juniper Song. Denn verdient es dieses Stück Geschichte nicht, erzählt zu werden, und zwar egal von wem? Aber nun muss June ihr Geheimnis hüten. Und herausfinden, wie weit sie dafür gehen will.

 

Eine mitreißende Geschichte über Wahrheit und Fiktion. Eine Satire auf die Literaturwelt und dabei spannend wie ein Krimi. Dazu präsentiert sich das Buch mit tollem Farbschnitt. Das eigentliche Highlight befindet sich aber unter dem Schutzumschlag. Ein Blick darunter lohnt sich also auf jeden Fall!

 

Buchtipp von Daniela Thome

Am Meer

Elizabeth Strout

 

Eine wunderbare Geschichte über Freundschaft und Famile - und den Wunsch, das Leben - trotz aller Widrigkeiten - bestmöglich zu meistern.
 

Sie hatte es so wenig kommen sehen wie die meisten. Lucy Barton, erfolgreiche Schriftstellerin und Mutter zweier erwachsener Töchter, erhält im März 2020 einen Anruf von ihrem Ex-Mann - und immer noch besten Freund - William. Er bittet sie, ihren Koffer zu packen und mit ihm New York zu verlassen. In Maine hat er für sie beide ein Küstenhaus gemietet, auf einer abgelegenen Landzunge, weit weg von allem. Nur für ein paar Wochen wollen sie anfangs dort sein. Doch aus Wochen werden Monate, in denen Lucy und William und ihre komplizierte Vergangenheit zusammen sind in dem einsamen Haus am Meer.

 

Elizabeth Strout schreibt die Geschichte von Lucy Barton weiter, ihrer feinsinnigen, von den Härten des Lebens nicht immer verschonten Heldin. Eine unvergessliche Geschichte über Familie und Freundschaft, die Zerbrechlichkeit unserer Existenz und die Hoffnung, die uns am Leben erhält, selbst wenn die Welt aus den Fugen gerät.

 

Buchtipp von Daniela Thome

Content

Elias Hirschl


 

Die Welt geht unter. Doch bis dahin arbeitet die Erzählerin in Elias Hirschls neuem Roman in der Content-Farm Smile Smile Inc. und schreibt sinnbefreite Listen-Artikel, die Clicks generieren sollen. (Nummer 7 wird Sie zum Weinen bringen!) Die sind genauso bedeutungslos wie die Memes und YouTube-Videos, die ihre Kolleginnen produzieren. Oder die Start-ups, die ihr Freund Jonas im Wochenrhythmus gründet, während die Stadt brennt.
Hirschl gelingt mit Content erneut eine "perfekte Romansatire, die höchstes Niveau erreicht" (Neue Zürcher Zeitung), diesmal über die Generation ChatGPT. Politisch, prophetisch und zumindest so lange lustig, bis einem das Lachen im Hals stecken bleibt ...

 

Ein Buch über die Absurditäten der digitalen Welt, ein unterhaltsam und satirisch geschriebenes, dystopisches Untergangsszenario, bei welchem das Lachen jedoch in Nachdenklichkeit übergeht.

 

Buchtipp von Sonja Nicolaisen

Rezitativ

Toni Morrison


 

Die Wiederentdeckung von Toni Morrisons einziger Erzählung, erstmals 1983 erschienen und nie zuvor ins Deutsche übersetzt, ist eine literarische Sensation und enthält die Quintessenz ihres Schaffens. Die Nobelpreisträgerin spielt darin mit unserer Wahrnehmung: Von Beginn an wissen wir, dass eine der beiden Hauptfiguren schwarz ist und die andere weiß - doch welche ist welche?

 

Twyla und Roberta begegnen sich als Achtjährige im Kinderheim. Sie werden Vertraute, geben einander Halt und Trost. Sie sind unzertrennlich, doch später verlieren sie sich aus den Augen. Zufällig begegnen sie einander immer wieder, erst in einem Diner, dann im Supermarkt und bei einer Demonstration. Sie stehen in jeder Hinsicht auf verschiedenen Seiten und sind sich uneinig über die wichtigsten Fragen - trotzdem fühlen sich die beiden Frauen einander tief verbunden.

 

Rezitativ erzählt eindrucksvoll und mit frappierender Aktualität über eine Mädchenfreundschaft und die Auswirkungen von Rassismus und Klassenzugehörigkeit auf die Beziehungen, die unser Leben prägen.

 

Buchtipp von Daniela Thome

Die Farben des Sees

Rike Richstein


 

»Weißt du noch, dass der See an jedem Tag eine andere Farbe hat?
Man vergisst es, wenn man fortgeht und ihn nicht mehr sieht.
Keine Farbe taucht zweimal auf. Weißt du es noch?«

 

Seit mehr als 20 Jahren hatte Matilda keinen Kontakt zu ihrer Großmutter Enni. Nun, da sie verstorben ist, reist Matilda in Ennis Haus am Bodensee, um sich nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten Mads abzulenken. Vieles in diesem Haus ruft Erinnerungen an ihre Kindheit hervor und macht ihr bewusst, dass sie noch immer nicht versteht, warum der Kontakt zu Enni irgendwann abgerissen ist. Als sie in Ennis Nachttisch das Foto eines ihr unbekannten jungen Mannes findet, merkt Matilda, wie wenig sie über das Leben ihrer Großmutter weiß. Sie will herausfinden, wer dieser Mann ist, dessen Name, Hans Wells, auf der Rückseite des Fotos steht. Matilda macht sich in der Stadt am See auf die Suche und findet ihn. Die Geschichte, die der inzwischen alte Mann zu erzählen hat, öffnet ihr die Augen über die Lebenslügen in ihrer Familie.


Wie die Farben des Sees sich ständig ändern, so ändern sich die Perspektiven auf ihr Leben und Matilda erkennt, dass es die eigenen Entscheidungen sind, die ihr Leben bestimmen. In die eine oder in die andere Richtung.

 

Buchtipp von Daniela Thome

 

Radio Sarajevo

Tijan Sila


 

„Eine Jugend zwischen Blauhelmen und Bon Jovi. Tijan Sila erzählt rau, verletzlich, unverstellt.“ (Micky Beisenherz) Brutal ehrlich beschreibt er das Leben und Überleben im belagerten Sarajevo.

 

„Dies ist die Geschichte meiner Kindheit und meines Kriegs.“ Als im April 1992 der Krieg beginnt, ist Tijan Sila nur zehn Jahre alt, doch bis heute kann er sich an den Geruch von gezündetem Sprengstoff erinnern. Während Sarajevo in Flammen steht, wird aus dem Jungen, der er damals war, ein junger Mann. Er streift durch die Ruinen der ausgebombten Stadt und sammelt Dinge, die von den Geflohenen und Gestorbenen zurückgeblieben sind, um sie auf dem Schwarzmarkt gegen Essen zu tauschen. Er lernt zu überleben, und er akzeptiert die grausame neue Normalität, doch zu welchem Preis?
Seine Geschichte ist eine Geschichte des Unerwarteten. Sie erzählt davon, wie Dichter zu Mördern werden und Mörder zu Helden. Sie erzählt von Menschen, denen jede Menschlichkeit jäh genommen wurde, und von den Spreißeln, die der Krieg im Hirn jedes Überlebenden hinterlässt.

 

Erschütternde, großartige Erzählung über das, was Krieg und Gewalt mit Menschen machen - unbedingt lesenswert!

 

Buchtipp von Brigitte Rousseau

 

Das kleine Haus am Sonnenhang

Alex Capus


"Ich war glücklich in dem kleinen Haus." – Ein Buch voll Charme und Leichtigkeit, eine Ode auf die Zufriedenheit, erzählt von Alex Capus

Eine kleine Philosophie der Gelassenheit und des stillen Glücks: Alex Capus erzählt eine persönliche Geschichte über die Liebe zur Literatur und ein Leben im Einklang mit sich selbst. – Es sind die neunziger Jahre in Italien. In den Kneipen wird geraucht, an den Tankstellen wird man bedient. Alex Capus bezieht ein einsam stehendes Steinhaus am Sonnenhang eines Weinbergs. Dort verbringt er viel Zeit mit seiner Freundin und Freunden, dort sucht er die Einsamkeit, um an seinem ersten Roman zu schreiben. Wie findet man Zufriedenheit im Leben? Warum stets eine neue Pizza ausprobieren, wenn doch die gewohnte Pizza Fiorentina völlig in Ordnung ist? Warum Jagd nach immer noch schöneren Stränden machen, wenn schon der erste Strand gut ist.

 

Wunderschön, warmherzig, philosophisch, sprachvirtuos und humorvoll - ein großer Lesegenuss!

 

Buchtipp von Brigitte Rousseau

 

Arctic Mirage

Terni Kokkonen


Der Urlaub in Lappland soll die lang ersehnte Erholung für Karo und Risto bringen. Doch dann kommt es zu einem Autounfall und die beiden sitzen fest, in einem Hotel namens Arctic Mirage. Leicht verletzt und noch halb unter Schock bewegen sie sich sehr unterschiedlich durch die luxuriöse Anlage inmitten der Schneelandschaft. Während Karo das Gefühl hat, in einer Falle zu sitzen, scheint Risto die Situation geradezu zu genießen: Er flirtet mit den Hotelangestellten, plant Freizeitaktivitäten und lässt sich von Karos seltsamer Stimmung nicht beirren. Bis die beiden sich plötzlich als Feinde gegenüberstehen. Terhi Kokkonen beschreibt den gefährlichen Drahtseilakt eines Paares, das ein dunkles Geheimnis hütet. Und die Anziehungskraft einer Landschaft, deren gedämpftes Weiß Gefahr verheißt.

 

Fesselnder, atmosphärisch dichter Roman über die Abgründe einer menschlichen Beziehung.  

 

Buchtipp von Brigitte Rousseau

 

Über die Berrechnung des Rauminhalts

Solvej Balle


Nach einer Geschäftsreise zu einer Antiquariatsmesse in Bordeaux beginnt für die Buchhändlerin Tara Selter, die mit ihrem Mann Thomas in einem Haus in Nordfrankreich lebt, die Zeit stillzustehen. Gefangen in einer Wiederholung, durchlebt sie stets von Neuem jenen 18. November, während es für Thomas und alle anderen Menschen, denen sie begegnet, ein immer neuer Anfang ist. Sie erinnern sich an nichts, was »gestern« war, erwachen stets zu ihrem ersten 18. November des Jahres. Genießt Tara diese Zeit des »Schwindels« im doppelten Sinne die ersten sechzig Tage noch, offenbart sich langsam ein Problem: Sie wird älter, Thomas nicht. Die beiden, die sich zuvor so nahegestanden haben, entfernen sich voneinander - und Tara versucht versessen, aus dem 18. November herauszufinden.

 

Ein umfangreiches Projekt über die Liebe, die Unvorhersehbarkeit der Dinge und die Merkwürdigkeiten unserer Existenz.

 

Buchtipp von Daniela Thome

 

Das späte Leben

Bernhard Schlink


Martin, sechsundsiebzig, wird von einer ärztlichen Diagnose erschreckt: Ihm bleiben nur noch wenige Monate. Sein Leben und seine Liebe gehören seiner jungen Frau und seinem sechsjährigen Sohn. Was kann er noch für sie tun? Was kann er ihnen geben, was ihnen hinterlassen? Martin möchte alles richtig machen. Doch auch für das späte Leben gilt: Es steckt voller Überraschungen und Herausforderungen, denen er sich stellen muss.

 

Emotionaler, einfühlsamer Roman über die letzte Phase des Lebens, Liebe und Tod, tröstlich, sprachlich herausragend.

 

Buchtipp von Brigitte Rousseau

 

 

Bei euch ist es immer so unheimlich still

Alena Schröder

 

Ildingen, 1950er Jahre. Evelyn Borowski hat alles, was sie sich je erträumt hat: Ein Eigenheim mit Garten, einen fürsorglichen Mann und das lang erwartete Töchterchen Silvia. Trotzdem ist sie nicht glücklich: Sie vermisst ihren Beruf als Ärztin und fühlt sich fremd und allein in dieser süddeutschen Kleinstadt. Betti, Ihre Freundin und Schwägerin, ist unverheiratet und kümmert sich deshalb um die Eltern. Mit losem Mundwerk und rasantem Fahrstil sorgt sie für reichlich Ärger.

Ein außergewöhnlicher Familienroman, der einen Bogen von der Nachkriegszeit bis zur Wende spannt.

1989, in Berlin liegt Aufbruch in der Luft. Silvia Borowski aber macht einen Schritt zurück. In einem geklauten Polo fährt sie Hals über Kopf Richtung Süden. Neben ihr die erst wenige Wochen alte Tochter Hannah. Was erwartet sie in ihrem Heimatort, aus dem Silvia vor vielen Jahren überstürzt geflohen ist? Ist sie stark genug, sich der Vergangenheit zu stellen?

 

Mehrere Generationen Frauenschicksale, Mutter-Tochter-Beziehungen, Familiengeheimnisse. Bewegend, emotional. Der unerzählte Teil der ebenso lesenswerten Geschichte "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid".

 

Buchtipp von Brigitte Rousseau

 

 

 

Bin das noch ich

Stefan Moster

 

Musik ist Simons Beruf und seine Berufung. Doch eines Tages auf einer Sommertournee durch Finnland, als er in einer Kirche Bartóks Solosonate für Violine spielt, passiert es: Zwei Finger der linken Hand verweigern ihren Dienst, Simon muss das Konzert abbrechen. Er ahnt, dass es sich nicht um einen einmaligen Aussetzer handelt, sondern um einen nicht heilbaren Defekt. Während er noch unter Schock steht, bietet eine Musikerkollegin an, ihm für eine Weile ihr Ferienhäuschen auf einer Schäreninsel zu überlassen, damit er Klarheit über seine Lage gewinnen kann. Ganz allein macht Simon sich mit der Natur der kleinen Insel vertraut, dem Meer, den Bäumen, den Möwen, lernt Bootfahren und Holzhacken. Und sucht nach einer Antwort auf die Frage, was er ohne seine Geige sein kann.

 

Ein ruhiges und sehr schön erzähltes Buch!

 

Buchtipp von Sonja Nicolaisen

 

Baumgartner

Paul Auster

 

Professor S.T. Baumgartner, unter Freunden Sy, ist ein über siebzigjähriger emeritierter Phänomenologe aus Princeton, der sich dem Schreiben philosophischer Bücher und, zunehmend, seinen Jugendreminiszenzen widmet: seiner kleinbürgerlichen Herkunft aus Newark; der schwierigen Ehe der Eltern, dem Collegebesuch und einem Studienaufenthalt in Paris; schließlich der wie ein Blitz einschlagenden Liebe zur Übersetzerin und Dichterin Anna, mit der er die glücklichsten Jahre verbrachte, bevor sie vor zehn Jahren einem Badeunfall zum Opfer fiel. Annas Tod hat ein tiefes Loch in seinem Leben hinterlassen, das aller Pragmatismus, alle Selbstironie nicht füllen kann. Denn Anna war wirklich das, was man seine bessere Hälfte nennt. Eines Tages, um sich zu trösten, wagt sich Sy endlich in ihr Arbeitszimmer, das er seit ihrem Tod nicht betreten hat …

 

Ein bewegender, aber auch unterhaltsamer Roman, über Liebe, Trauer, die kleinen Dinge im Leben und darüber, wie man weiterlebt, wenn der Mensch stirbt, mit dem man zusammen ein ganzes gebildet hat.

 

„Sie fehlt mir, das ist alles. Sie war die Einzige auf der Welt, die ich jemals geliebt habe, und jetzt muss ich herausfinden, wie ich ohne sie weiterleben kann.“

 

Paul Auster Fans werden nicht enttäuscht sein, und für die, die ihn noch nicht kennen, ist dieses Buch ein guter Einstieg.

 

Buchtipp von Sonja Nicolaisen

 

Vatermal

Necati Öziri

 

"Ich möchte dir für immer die Möglichkeit nehmen, nicht zu wissen, wer ich war. Du sollst erfahren, wie es deiner Familie in Deutschland ging, wie der letzte Sommer meiner Jugend war, bevor fast alle meine Freunde verschwunden sind. Du sollst wissen, wie es war, als deine alten Freunde mir auf die Schulter klopften und sagten, ich würde irgendwann werden wie du: Held einer gescheiterten Revolution. Ich werde diese Geschichten aufschreiben."Necati Öziri schreibt eine Familiengeschichte über einen Sohn, eine Mutter und eine Schwester, deren Leben und Körper gezeichnet sind von sozialen und politischen Umständen. Und er schreibt über einen abwesenden Vater.

 

Berührender, teils lustiger Roman über einen fehlenden Vater und vielschichtiges Porträt einer Einwandererfamilie.

 

Buchtipp von Brigitte Rousseau

 

 

 

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne

Sina Scherzant

 

Katha ist eine Instanz in ihrem 1-Personen-Betrieb, der sich der Aufgabe verschrieben hat, es allen recht zu machen. Von klein auf hat Katha gelernt, sich anzupassen, sich zu kümmern und keinen Ärger zu machen. So macht sie es auch in Dortmund, wo sie seit der Scheidung der Eltern zusammen mit Mutter und Schwester lebt. Doch dann trifft sie auf Angelica. Angelica ist für die Mädchen rund um Katha etwas zwischen Freundin und Ersatzmutter. Eine Frau, die sieht und zuhört. Ein Jahr folgt, in dem nicht nur verstorbene Hamster wiederauftauchen und Kindmänner vertrieben werden, sondern in dem Katha ihre Rolle als Dienstleisterin für das Wohlergehen der anderen mehr und mehr hinterfragt. Als Angelica schwer krank wird, gerät ihre ganze Welt ins Wanken.

 

Mitreißender Gegenwartsroman über Emanzipation, Umgang mit Trauer und Schmerz, Frauenfreundschaften.

 

Buchtipp von Brigitte Rousseau

 

 

 

 

Kein guter Mann

Andreas Izquierdo

 

Walter ist Postbote und ziemlich gut darin, sich unbeliebt zu machen. Mit knapp sechzig wird er schließlich in die Abteilung für unzustellbare Briefe strafversetzt: in die Christkindfiliale der Post in Engelskirchen. Natürlich ist niemand schlechter für den Job geeignet als er.
Eines Tages erreicht ihn ein Schreiben an den lieben Gott. Es stammt vom zehnjährigen Ben. Er will weder Handy noch Playstation, sondern nur wissen, wie man einen Klempner ruft. Walter antwortet vage und bekommt einen zweiten Brief, in dem Ben den lieben Gott ganz schön zusammenfaltet: Warum hilft er ihm nicht?
Walter beginnt einen Briefwechsel mit Ben – selbstverständlich als Gott. Er erfährt immer mehr über das Leben des Jungen, der allein mit seiner depressiven Mutter lebt. Mehr als alles andere wünscht Ben sich einen Freund. Unterdessen naht Weihnachten, und Walter ist mit seinem eigenen Familiendrama beschäftigt: Die Beziehungen zu seinen Kindern sind kompliziert, geschieden ist er lange schon, und da ist diese schwere Schuld aus seiner Vergangenheit, die ihm einfach keine Ruhe lässt. Vielleicht kann Walter ja Ben helfen – und Ben Walter?

 

Herzerwärmende Geschichte mit feinsinnigem Humor, passend zur Weihnachtszeit.

 

Buchtipp von Brigitte Rousseau

 

 

18 Kilometer bis Ljubljana

Goran Vojnovic

 

Aus dem Slowenischen von Klaus Detlef Olof. Widerwillig kehrt Marko in seine alte Heimat zurück. In Fužine, dem Vorort von Ljubljana, ist nichts mehr so, wie es war. Die Leute hängen nicht mehr in Trainingsanzügen vor dem Block ab. Die Jugendlichen beschmieren keine Aufzüge mehr und sehen jetzt aus wie brave Geklonte. Er gehört nicht mehr hierher und fühlt sich wie ein Außerirdischer. Seine Freunde sind Junkies oder zum Islam konvertiert, sein Vater hat einen Tumor und tut so, als ginge ihm das am Arsch vorbei. Nach zehn Jahren in der bosnischen Provinz bei Oma und Opa und nach einer unglücklichen Liebe zu einer abgefahrenen Muslimin versucht er dort, wo er nie zu Hause war, seinen Platz zu finden.

 

Packender Roman einer Lebensgeschichte und des Lebensgefühls der postjugoslawischen Jugend. "Weltliteratur" (Die Tageszeitung)

 

Buchtipp von Brigitte Rousseau

 

 

In blaukalter Tiefe

Kristina Hauff

 

Ein Segeltörn in die wildromantischen schwedischen Schären – Caroline und ihr Mann Andreas erfüllen sich damit einen lang gehegten Traum. Auch Andreas’ junger Anwaltskollege und seine Freundin sind an Bord sowie der undurchschaubare, faszinierende Skipper Eric. Der Urlaub beginnt mit frischem sonnigen Wetter und erlesenen Abendessen, doch bald wird die See rauer und verborgene Konflikte lassen die Luft unter Deck immer drückender erscheinen. Bis eines Nachts ein gefährlicher Sturm losbricht.
Mit spannenden Wendungen und atmosphärischen Naturschilderungen erzählt Kristina Hauff von dem, was unter der Oberfläche eines scheinbar perfekten Lebens brodelt. Und von einer Nacht, deren tödliche Bedrohung folgenschwere Wahrheiten ans Licht bringt.

 

Ein spannender und atmosphärisch arrangierter Roman. Nicht ist so, wie es im schönen Schein aussieht.

 

Buchtipp von Daniela Thome

 

 

Yoga Town

Daniel Speck

 

2019. Eine Berliner Yogalehrerin, die noch nie in Indien war. Ihr liebevoller Vater, der in der Vergangenheit hängt. Und ihre Mutter, die spurlos verschwindet.

Lucy und ihr Vater Lou gehen auf die Suche, zurück an den Ort, wo alles begann:

1968. Zwei Brüder und zwei Frauen fahren auf dem Hippie-Trail nach Indien. In Rishikesh am Fuß des Himalayas treffen sie ihre Idole, die Beatles. Und den Pop-Guru Maharishi. Sie haben die beste Zeit ihres Lebens. Aber nur zwei von ihnen kehren zurück. Lou hat etwas Unverzeihliches getan. Und Corinna ist schwanger. Als ihre Tochter geboren wird, schwören sie, ihr Geheimnis niemandem zu verraten.

 

 

Eine große Liebes- und Familiengeschichte, die zugleich eine spirituelle Reise ist und bis nach Indien führt - von Bestseller-Autor Daniel Speck. Ein Generationenroman über Musik, große Träume und die Suche nach dem verlorenen Zauber.

 

Buchtipp von Daniela Thome

 

 

Zierfische in den Händen von Idioten

Manuel Butte

 

Ein wilder Ritt durch den Sommer von 1996 Sommer '96: Take That haben sich getrennt, die Welt tanzt Macarena, und Bundestrainer Berti Vogts kämpft bei der EM ums berufliche Überleben. Und auch in der schleswig-holsteinischen Provinz gibt es Probleme: Tobis Eltern verabschieden sich in einen zweiwöchigen Urlaub. Vierzehn Tage, in denen Tobi zum ersten Mal mit Lisa schlafen möchte, die Führerscheinprüfung ansteht und er sich um Papas Seepferdchen kümmern soll. Nichts davon wird klappen. Überhaupt läuft wenig so, wie er es will: Lisa macht Schluss, ihr bester Freund Georg nervt, und Tobis unkontrollierbarer Freund Scholzen zieht bei ihm ein.Als Georg eine Nachricht von seiner tot geglaubten Mutter aus London erhält, kapern die vier kurz entschlossen ihr Fahrschulauto, um von der Ostsee über die Niederlande nach England zu reisen. Ohne Geld, ohne Plan, aber dafür mit den Seepferdchen im Kofferraum.

 

Ein Roman wie die 90er: wild, berauschend und viel zu schnell vorbei. Ein verrückter Roadtrip von der Ostsee

nach London!

 

Buchtipp von Daniela Thome

Sinkende Sterne

Thomas Hettche

 

Thomas Hettche erzählt, wie er nach dem Tod seiner Eltern in die Schweiz reist, um das Ferienhaus zu verkaufen, in dem er seine Kindheit verbracht hat. Doch was realistisch beginnt, wird schnell zu einer fantastischen, märchenhaften Geschichte, in der nichts ist, was es zu sein scheint. Ein Bergsturz  hat das Rhonetal in einen riesigen See verwandelt und das Wallis zurück in eine mittelalterliche, bedrohliche Welt. Sindbad und Odysseus haben ihren Auftritt, Sagen vom Zug der Toten Seelen über die Gipfel, eine unheimliche Bischöfin und Fragen nach Gender und Sexus, Sommertage auf der Alp und eine Jugendliebe des Erzählers.

 

Eine sprachlich wunderbare Gedankenreise, in welcher eine ganze Reihe aktueller Themen aufgegriffen wird, verknüpft mit einer teils phantastischen Handlung.

 

Buchtipp von Brigitte Rousseau

 

Victory City

Salman Rushdie

 

Aus dem Englischen von Bernhard Robben. Südindien im 14. Jahrhundert: Die neunjährige Waise Pampa Kampana wird von einer Göttin auserkoren, ihre menschliche Hülle und ihr Sprachrohr in die Welt zu sein. In ihrem Namen erschafft Pampa aus einer Handvoll Samen eine Stadt: Bisnaga - Victory City, das Wunder der Welt. All ihr Handeln beruht auf der großen Aufgabe, die ihr die Göttin gestellt hat: den Frauen in einer patriarchalen Welt eine gleichberechtigte Rolle zu geben. Aber die Schöpfungsgeschichte Bisnagas nimmt mehr und mehr ihren eigenen Lauf. Während die Jahre vergehen, Herrscher kommen und gehen, Schlachten gewonnen und verloren werden und sich Loyalitäten verschieben, ist das Leben von Pampa Kampana untrennbar mit dieser Stadt verbunden. Von seinem Aufstieg zu einem Weltreich bis zu seinem tragischen Fall.

 

Ein Feuerwerk der Erzählkunst! Man kannn den Roman als exotisches Märchen lesen oder den vielfältigen angesprochenen gesellschaftlichen und menschlichen Themen nachgehen. Auf jeden Fall aber kann und sollte man in diese magisch erzählte Geschichte genussvoll versinken.

 

Buchtipp von Brigitte Rousseau

 

The Art of Prophecy

Wesley Chu

 

So viele Geschichten beginnen auf die gleiche Weise: Mit einer Prophezeiung. Einem Auserwählten. Und der unvermeidlichen Aufgabe, einen Bösewicht zu erschlagen, das Königreich zu retten und ein großes Schicksal zu erfüllen.
Aber dies ist nicht diese Art von Geschichte.
Sie beginnt mit einer Prophezeiung: Ein Kind wird auferstehen, um den Ewigen Khan, einen grausamen unsterblichen Gottkönig, zu besiegen und das Königreich zu retten.
Und diese Prophezeiung hat einen Helden gesalbt, Jian, der von Geburt an in Luxus und Pracht aufgewachsen ist und gefeiert wird, bevor er eine einzige Schlacht gewonnen hat.
Doch dann erfährt die Geschichte ihre erste Wendung: Die Prophezeiung ist falsch.
Was folgt, ist eine Geschichte, die wundersamer ist, als jede Prophezeiung vorhersehen konnte, und mit vielen unerwarteten Helden: Taishi, eine ältere Frau, die die größte Großmeisterin der magischen Kampfkünste im Königreich ist, aber dachte, ihre Tage als Abenteurerin lägen hinter ihr; Sali, eine geradlinige Kriegerin, die lernt, dass die Regeln vielleicht nicht mehr gelten, wenn der Anführer, dem sie ihr Leben geschworen hat, nicht mehr da ist; und Qisami, eine chaotische Attentäterin, die ein wenig zu viel Freude am Töten hat.
Und Jian selbst, der einen Weg finden muss, das zu werden, was er nicht mehr glaubt, sein zu können - ein Held eben.

 

Ein spannendes, gut aufgebautes Fantasybuch, gut entwickelte Charaktere in einer plastischen Welt, das sich um einen Krieg dreht, der schon seit Jahrhunderten andauert und das die die Frage stellt, was passiert, wenn eine Prophezeiung schief geht.

 

Buchtipp von Sonja Nicolaisen

 

Offene See

Benjamin Myers

 

Der junge Robert weiß schon früh, dass er wie alle Männer seiner Familie Bergarbeiter sein wird. Dabei ist ihm Enge ein Graus. Er liebt Natur und Bewegung, sehnt sich nach der Weite des Meeres. Daher beschließt er kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, sich zum Ort seiner Sehnsucht, der offenen See, aufzumachen. Fast am Ziel angekommen, lernt er eine ältere Frau kennen, die ihn auf eine Tasse Tee in ihr leicht heruntergekommenes Cottage einlädt. Eine Frau wie Dulcie hat er noch nie getroffen: unverheiratet, allein lebend, unkonventionell, mit sehr klaren und für ihn unerhörten Ansichten zu Ehe, Familie und Religion. Aus dem Nachmittag wird ein längerer Aufenthalt, und Robert lernt eine ihm vollkommen unbekannte Welt kennen. In den Gesprächen mit Dulcie wandelt sich sein von den Eltern geprägter Blick auf das Leben. Als Dank für ihre Großzügigkeit bietet er ihr seine Hilfe rund um das Cottage an. Doch als er eine wild wuchernde Hecke stutzen will, um den Blick auf das Meer freizulegen, verbietet sie das barsch. Ebenso ablehnend reagiert sie auf ein Manuskript mit Gedichten, das Robert findet.

 

Offene See ist bereits als Taschenbuch erhältlich, ein ruhiges, wunderschönes Buch über eine sich entwickelnde Freundschaft zwischen jung und alt.

 

Buchtipp von Sonja Nicolaisen

 

Das ist Alise

Jon Fosse

 

In einem Haus an einem Fjord liegt Signe, eine alte Frau, auf einer Bank und sieht sich selbst als junge Frau durch die Räume gehen. Sie sieht sich am Fenster stehen und auf das Wasser blicken. Sie sieht ihren Mann Asle, den es in seinem kleinenBoot immer wieder auf den Fjord hinauszog, bis er eines Tages nicht zurückkehrte. In dem alten Haus, das erfüllt ist von den Stimmen seiner ehemaligen Bewohner, traumwandelt Signe durch die Vergangenheit und begegnet den vorangegangenen Generationender Familie - bis zurück zu Asles Ururgrossmutter Alise, die in der Nacht am Ufer ein Feuer hütet. Denn schon damals hatte es einen gegeben, der nie mehr vom Fjord zurückkam.

 

Erzählt in einem 90-seitigem Monolog, in fast monotoner, sich wiederholender Sprache, fast wie ein Rezitativ, entwickelt diese Novelle einen ganz besonderen Sog.

 

Buchtipp von Sonja Nicolaisen

 

Das dritte Licht

Claire Keegan

 

An einem heißen Sommertag liefert ein Vater seine kleine Tochter bei entfernten Verwandten auf einer Farm im tiefsten Wexford ab. Seine Frau ist schon wieder schwanger, noch ein Maul wird zu stopfen sein.So findet sich das Mädchen bei dem kinderlosen Ehepaar John und Edna Kinsella wieder. An einem ungewohnt schönen und behaglichen Ort, wo es Milch und Rhabarber und Zuwendung im Überfluss gibt. Aber auch ein trauriges Geheimnis, das einen Schatten auf die leuchtend leichten Tage wirft, in denen das Mädchen lernt, was Familie bedeuten kann.

 

Ein in leisen Tönen erzählter Roman, der sehr gekonnt mit wenigen Worten viel erzählt.

 

Buchtipp von Sonja Nicolaisen

 

Echtzeitalter

Tonio Schachinger

 

Ein elitäres Wiener Internat, untergebracht in der ehemaligen Sommerresidenz der Habsburger, der Klassenlehrer ein antiquierter und despotischer Mann. Was lässt sich hier fürs Leben lernen? Till Kokorda kann weder mit dem Kanon noch mit dem snobistischen Umfeld viel anfangen. Seine Leidenschaft ist das Gamen, konkret: das Echtzeit-Strategiespiel Age of Empires 2. Nach dem Tod seines Vaters wird für ihn aus dem Hobby eine Notwendigkeit. Ohne dass jemand aus seinem Umfeld davon wüsste, ist Till mit fünfzehn eine Online-Berühmtheit, der jüngste Top-10-Spieler der Welt. Nur: Wie real ist so ein Glück? Im Abschlussjahr 2020 kommt für Till, in der Schule und im Leben, alles noch einmal anders als gedacht.

 

Humorvolle und sehr gekonnt erzählte Coming-of-Age Geschichte.

 

Buchtipp von Sonja Nicolaisen

 

Endstation Malma

Alex Schulman

 

Ein Zug, drei Menschen und ihre miteinander verwobenen Schicksale. Lässt sich die Zukunft frei bestimmen, oder ist sie durch die Vergangenheit vorgezeichnet?

 

Ein Zug fährt durch eine Sommerlandschaft. An Bord sind ein Ehepaar in der Krise, ein Vater mit seiner kleinen Tochter sowie eine Frau, die das Rätsel ihres Lebens lösen will. Sie alle fahren nach Malma, einen kleinen Ort, wenige Stunden von Stockholm entfernt, umgeben von Wäldern. Und keiner von ihnen weiß, wie ihre Schicksale verwoben sind und ob das, was sie in Malma erwartet, ihrem Leben nicht eine neue Wendung geben wird.

 

In bestechender Prosa baut Alex Schulman seine Erzählung auf: wie einen Zug, der durch die Zeit fährt und in dem jedes Kapitel ein eigener Waggon ist, der an den nächsten angehängt wird.

 

»Ein tief bewegender Roman, der zu Herzen geht. Ein großes Leseerlebnis.« Aftonbladet

 

Buchtipp von Daniela Thome

 

Dinner mit den Schnabels

Toni Jordan

 

Wer sich selbst (oder anderen) eine unterhaltsame Freude machen möchte - hier ist sie:

 

Die Dinge sind in letzter Zeit nicht besonders gut gelaufen für Simon Larsen. Er liebt seine reizende Frau Tansy und auch seine beiden wunderbaren Kinder, die ernsthafte Mia und den kleinen Raufbold Lachie. Aber seit sein Architekturbüro während der Corona-Pandemie pleite ging und die Familie aus ihrem schönen Haus in Melbourne in eine beengte Wohnung umziehen musste, ist Simon kaum mehr von der Wohnzimmercouch hochgekommen.

Während Tansy wieder angefangen hat zu arbeiten, kümmert er sich mehr schlecht als recht um die Kinder und möchte ansonsten in Ruhe gelassen werden. Nur dass die omnipräsente Familie seiner Frau ihn einfach nicht in Ruhe lässt. Die Schnabels - bestehend aus Tansys furchteinflößender Mutter Gloria, ihrer älteren Schwester Kylie und dem jüngeren Bruder Nick - wünscht er zum Kuckuck.

Als er sich darauf einlässt, den verwilderten Garten des Schulfreundes seiner Frau für eine Schnabelsche Familienfeier in sieben Tagen neuzugestalten, ahnt er nicht, dass diese Woche sein Leben nachhaltig verändern wird...

Wunderbar!

 

Buchtipp von Daniela Thome

 

Die spürst du nicht

Daniel Glattauer

 

Die Binders und die Strobl-Marineks gönnen sich einen exklusiven Urlaub in der Toskana.

Tochter Sophie Luise, 14, durfte gegen die Langeweile ihre Schulfreundin Aayana mitnehmen, ein Flüchtlingskind aus Somalia. Kaum hat man sich mit Prosecco und Antipasti in Ferienlaune gechillt, kommt es zur Katastrophe.

Was ist ein Menschenleben wert? Und jedes gleich viel?

Daniel Glattauer zeichnet ein Sittenbild unserer privilegierten Gesellschaft, entlarvt deren Doppelmoral und leiht jenen seine Stimme, die viel zu selten zu Wort kommen.

 

"Daniel Glattauer ist ein gewiefter, mit allen Wassern gewaschener, glänzend begabter Unterhaltungsautor...wie immer bei Glattauer konnte ich nicht aufhören zu lesen."

Eva Menasse, ZDF Literarisches Quartett, 05.05.2023

 

Buchtipp von Daniela Thome

 

 

Going Zero

Anthony McCarten

 

Hat man als Einzelner überhaupt eine Chance gegen das System? Eine junge Bibliothekarin aus Boston ist entschlossen, es zu versuchen - ihr bleibt keine Wahl. Und so greift sie zu, als sich die Einladung zu einem ungewöhnlichen Kräftemessen bietet: dem Betatest von FUSION, einem Projekt der US-Geheimdienste un des Social-Media-Moguls Cy Baxter. Wem es gelingt, 30 Tage unauffindbar zu bleiben, dem winken drei Millionen Dollar. Doch Kaitlyn geht es um etwas anderes...

 

Buchtipp von Daniela Thome

Der heutige Tag

Helga Schubert

 

Über fünfzig Jahre lang teilen sie ihr Leben. Doch nun ist der Mann schwer krank. Lange schon wird er palliativ umsorgt, und so wird der Radius des Paares immer eingeschränkter, der besuch seltener, die abhängigkeit voneinander größer.

Kraftvoll und poetisch erzählt Helga Schubert davon, wie man in solchen Umständen selbst den verstand und der andere die Würde behält.

"Helga Schubert erzählt davon, wie man Frieden machen kann mit diesem Leben. Sie zeigt, wie man Lebensgeschichten in Literatur verwandeln kann."

Insa Wilke

Seemann vom Siebener

Arno Frank

 

Brütende Hitze, ein Freibad und mittendrin sieben Menschen, deren Lebenswege sich für einen schicksalhaften Moment miteinander verbinden. Arno Franks zweiter Roman erzählt von dem Wunsch auszubrechen und von der Sehnsucht danach anzukommen, von den verborgenen Konsequenzen unserer Entscheidungen und von jenen Orten, die unvergessen bleiben.

 

Es ist heiß. Und die halbe Stadt ist im Freibad. Da ist Kiontke, der Bademeister, der noch immer am Beckenrand steht, auch wenn die Leute meinen, dass es ihn eigentlich hätte umhauen müssen, dieses Unglück damals. Da ist renate, die hinter der Kasse sitzt und zu viel raucht und die zwei, vier, acht Sachen an Kiontke mag, was sie natürlich niemals zugeben würde. Joe hingegen versucht anzuschwimmen gegen die vielen verpassten Gelegenheiten in ihrem Leben. Lennart hat es unfreiwillig zurückverschlagen, zu den Anfängen, die seinen späteren Weg bestimmt haben. Da ist Isobel, die das Freibad schon kannte, als es das Freibad noch gar nicht gab, und da sind die beiden Geschwister, die den Seemann machen wollen, erst vom Dreier, dann vom Fünfer, und schließlich vom Siebener - aber der ist gesperrt, seit Jahren schon, seit diesem Unglück damals, das wie ein fernes Donnergrollen unter diesem flirrenden Sommertag liegt.

 

"Das ist ein ganz besonderer Ton [...] so lakonisch cool, trotzdem ist es sehr sympatisch gefühlvoll [...]. Das Schwimmbad wirkt als zeitloser Ort, entgrenzt und faszinierend."

Deutschlandfunk Kultur, 22.3.2023

Der Gärtner von Wimbledon

Jane Crilly

 

Großbritannien 1938. Für die junge Rose ist Wimbledon der Ort, an dem ihr größter Traum in Erfüllung gehen könnte. Doch die Zeit ist nicht reif: Wenn es nach ihren Eltern geht und in der Regel geht es nach ihren Eltern, soll Rose eine gute Ehefrau werden und keine Profi-Tennisspielerin. Für Henry Evans ist Wimbledon der Ort, an dem er und Rose sich so nah gekommen sind wie nirgendwo sonst. Denn die beiden Teenager trennen Welten: Rose, Tochter aus besserem Hause, spielt Chopin auf dem Klavier und lernt Französisch, Henry, dessen Mutter viel zu früh verstorben ist, gehört zum Hauspersonal. Er wohnt nur auf dem Anwesen, weil sein Vater bei Familie Blake als Gärtner angeheuert hat. Und doch führt das Leben Rose und Henry zusammen. Er darf ihr Balljunge sein, sie bringt ihm Tennis bei, er nimmt sie auf seinem Fahrrad mit. Sie freunden sich an, sie verlieben sich. Bis der Krieg sie schmerzlich trennt. Henry geht den für ihn einzig denkbaren Weg: Er wird der Gärtner von Wimbledon - und bleibt es fünfzig Jahre lang. Immer in der Hoffnung, dass auch Rose eines Tages zurückkehren wird...

 

Buchtipp von Daniela Thome

Als Großmutter im Regen tanzte

Trude Teige

 

Eine starke Frau in dunklen Zeiten. Und eine junge Frau, die zurückschauen muss, um nach vorn blicken zu können.

Als Juni ins Haus ihrer verstorbenen Großmutter auf der kleinen norwegischen Insel zurückkehrt, entdeckt sie ein Foto: es zeigt ihre Großmutter Tekla als junge Frau mit einem deutschen Soldaten. Wer ist der unbekannte Mann? Ihre Mutter kann Juni nicht mehr fragen. Das Verhältnis zwischen ihrer Mutter und ihrer Großmutter war immer von etwas Unausgesprochenem überschattet.

Die Suche nach der Wahrheit führt Juni nach berlin und in die kleine Stadt Demmin im Osten Deutschlands, die nach der kapitulation von der russischen Armee überrannt wurde. Juni begreift, dass es um viel mehr geht als um eine verheimlichte Liebe. Und dass ihre Entdeckungen Konsequenzen haben für ihr eigenes Glück

 

Buchtipp von Daniela Thome

Die Liebe an miesen Tagen

Ewald Arenz

 

Vom ersten Moment an wissen Clara und Elias, dass sie füreinander bestimmt sind. Damit ändert sich alles: Elias kann nicht länger verdrängen, dass er mit seiner Freundin in einem falschen Leben steckt. Und für Clara wird es Zeit, das Alleinsein aufzugeben. Auf das wilde Glück der Anfangszeit folgt eine erste Bewährungsprobe, und die beiden zweifeln und kämpfen mit- und umeinander. Kann man, nicht mehr ganz jung und beladen mit Lebenserfahrung, noch einmal oder überhaupt zum ersten Mal die große Liebe finden?

 

"Gerade an miesen Tagen, und davon gibt es derzeit ja nicht wenige, wärmen Selfcare und Zynismus nicht. Dieses Buch schon."

Elisa von Hof, Der Spiegel

Zwischen Welten

Juli Zeh / Simon Urban

 

Zwanzig Jahre sind vergangen: Als sich Stefan und Theresa zufällig in Hamburg über den Weg laufen, endet ihr erstes Wiedersehen mit einem Desaster. Zu Studienzeiten waren sie wie eine Familie füreinander, heute sind kaum noch Gemeinsamkeiten übrig.

Stefan hat Karriere bei Deutschlands größter Wochenzeitung

DER BOTE gemacht, Theresa den Bauernhof ihre Vaters in Brandenburg übernommen. Aus den unterschiedlichen Lebensentwürfen sind gegensätzliche Haltungen geworden. Stefan versucht bei seiner Zeitung, durch engagierte journalistische Projekte den Klimawandel zu bekämpfen. Theresa steht mit ihrem Bio-Milchhof vor Herausforderungen, die sie an den Rand ihrer Kraft bringen.

Die beiden beschließen, noch einmal von vorne anzufangen, sich per E-Mail und WhatsApp gegenseitig aus ihren Welten zu erzählen. Doch während sie einander näherkommen, geraten sie immer wieder in einen hitzigen Schlagabtausch um polarisierende Fragen wie Klimapolitik, Gendersprache und Rassismusvorwürfe. Ist heute wirklich jeder und jede gezwungen, eine Seite zu wählen? Oder gibt es noch Gemeinsamkeiten zwischen den Welten? Und können Freundschaft und Liebe die Kluft überbrücken?

 

"Ein großartiger Gesellschaftsroman. Passt perfekt in unsere Zeit."

Christhard Läpple, ZDF Heute Journal

 

Buchtipp von Daniela Thome

Das glückliche Geheimnis

Arno Geiger

 

Von Anläufen und Enttäuschungen, vom Finden und Wegwerfen. Und vom Glück des Gelingens.

 

Frühmorgens bricht ein junger Mann mit dem Fahrrad in die Straßen der Stadt auf. was er dort tut, bleibt sein Geheimnis. Zerschunden und müde kehrt er zurück. Und oft ist er glücklich. Jahrzehntelang hat Arno Geiger ein Doppelleben geführt. Jetzt erzählt er davon, pointiert, auch voller Witz und mit großer Offenheit. Wie er Dinge tat, die andere unterlassen. Wie gewunden, schmerzhaft und überraschend Lebenswege sein können, auch der Weg der großen Liebe. Wie er als Schriftsteller gegen eine Mauer rannte, bevor der Erfolg kam. Und von der wachsenden Sorge um die Eltern.

 

"Das alles macht er so großartig beiläufig und klug, so entschlossen, gekonnt und frei, dass die Lektüre ein echter menschlicher Gewinn ist. Es gibt nur wenige Bücher, an deren Ende man denkt, es wäre schön, mit dem Autor befreundet zu sein. Dies ist so eins."

Eberhard Rathgelb, Die Zeit, 05.01.2023

 

Buchtipp von Daniela Thome

Dann schlaf auch du

Leila Slimani

 

Sie haben Glück gehabt, denken sich Myriam und Paul, als sie Louise einstellen - eine Nanny wie aus dem Bilderbuch. Sie passt auf ihre beiden kleinen Kinder auf in der schönen Pariser Altbauwohnung im 10. Arrondissement. Wie mit unsichtbaren Fäden hält Louise die Familie zusammen, ebenso unbemerkt wie mächtig. In wenigen Wochen schon ist sie unentbehrlich geworden. Myriam und Paul ahnen nichts von den Abgründen und von der Verletzlichkeit der Frau, der sie das Kostbarste anvertrauen, das sie besitzen. Von der tiefen Einsamkeit, in der sich die fünfzigjährige Frau zu verlieren droht. Bis eines Tages die Tragödie über die kleine Familie hereinbricht. Ebenso unaufhaltsam wie schrecklich.

Underground Railroad

Colson Whitehead

 

Cora ist nur eine von unzähligen Schwarzen, die auf den Baumwollplantagen Georgias schlimmer als Tiere behandelt werden. Alle träumen von der Flucht - doch wie und wohin? Da hort Cora von der Underground Railroad, einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven. Ihr gelingt die Flucht und es beginnt eine atemberaubende Reise, auf der sie Leichendieben, Kopfgeldjägern, obskuren Ärzten, aber auch heldenhaften Bahnhofswärtern begegnet. Jeder Staat, den sie durchquert, hat andere Gesetze, andere Gefahren. Wartet am Ende wirklich die Freiheit? Colson Whiteheads Roman ist eine virtuose Abrechnung damit, was es bedeutete und immer noch bedeutet, schwarz zu sein in Amerika.

Der junge Mann

Annie Ernaux

 

Sie ist Mitte fünfzig und beginnt ein Verhältnis mit einem dreißig Jahre jüngeren Mann. Einem Studenten, noch dem Millieu verhaftet, aus dem sie sich emanzipiert zu haben glaubt. Er verlässt die gleichaltrige Freundin und liebt sie mit einer Leidenschaft wie keiner zuvor. Entrückte Tage und Nächte in seinem kargen Zimmer, Matratze auf dem Boden,löchrige Wände, defekter Kühlschrank. Doch die intime Episode ist zugleich etwas Politisches, auf der Straße, in den Restaurants und Bars: fast ständig böse Blicke, wütende Reaktionen. Sie ist wieder das "skandalöse Mädchen" ihrer Jugend, nun aber ganz ohne Scham, mit einem Gefühl der Befreiung. Irgendann erträgt er ihre frühere Schönheit nicht mehr, und sie erlebt bloß noch Wiederholung, obwohl er "ihr Engel ist, der die Vergangenheit heraufbeschwört, sie ewig leben lässt".

Und was heißt das für ihre Zukunft?

 

Annie Ernaux, Literaturnobelpreisträgerin 2022, bricht ihr letztes Tabu - radikal pointiert und prägnant erzählt sie von einer skandalösen Liebesbeziehung, einer ambivalenten Rückkehr in die eigene Vergangenheit und der triumphalen Überwindung einer lebenslangen Scham.

Kummer aller Art

Mariana Leky

 

Ein kleines Buch über Kummer, das erstaunlich gute Laune macht.

 

"Alle wirken innerlich blitzblank, nur in unserem Inneren sieht es aus wie bei Hempels unterm Sofa", denkt der Kioskbesitzer Armin, als er vergeblich versucht, erfolgreich zu meditieren. Und auch im Inneren der anderen Figuren dieser literarischen Kolumnen herrscht Unordnung: Frau Wiese kann nicht mehr schlafen, Herr Pohl nicht nachhaltig verzagt, Lisa hat ihren ersten Liebeskummer, Vadims Hände zittern, Frau Schwerter muss ganz dringend entspannen, ein trauriger Patient hat sein Hände verloren, und Psychoanalytiker Ulrich legt sich mit der Vergänglichkeit an. Kummer aller Art plagt die Menschen, die sich, mal besser, mal schlechter, durch den Alltag manövrieren. Aber der Kummer vereint sie auch, etwa, wenn auf Spaziergängen Probleme zwar nicht gelöst werden, aber zumindest mal an die Luft und ans Licht kommen. Klug, humorvoll und mit großem Sinn für Feinheiten und Absurditäten porträtiert Mariana Leky Lebenslagen von Menschen, denen es nicht an Zutraulichkeit mangelt, wohl aber am Mut zur Erkenntnis, dass man dem Leben nicht dauerhaft ausweichen kann.

Die in im Buch versammelten Texte erschienen erstmals als Kolumnen in PSYCHOLOGIE HEUTE.

Brennerova

Wolf Haas

 

Ob du es glaubst oder nicht. Zuerst wird der Brenner von einem Zehnjährigen bewusstlos geschlagen. Und dann versucht seine Freundin, ihn vor den Traualtar zu schleppen. Es läuft nämlich gerade ausgesprochen gut zwischen den beiden. Einziges Problem: Mit seiner anderen Freundin läuft es auch sehr gut. Da ist es für den Brenner ein Glück, dass noch eine dritte Frau in sein Leben tritt, indem sie verschwindet. Vermutlich ist sie von Mädchenhändlern entführt worden, und die Suche nach ihr hilft dem Detektiv, bei der Lösung seiner privaten Probleme, sprich Flucht in die Arbeit. Denn nie kannst du besser über das Glück nachdenken, das ein Ehering bietet, als wenn der berüchtigste Zuhälter der Stadt gerade dazu ansetzt, dir die Hände abzuhacken.

Die Familien der anderen

Cristine Westermann

 

Christine Westermann, preisgekrönte Journalistin und Bestsellerautorin genießt mit ihren Buchempfehlungen großes Vertrauen bei einem breiten Publikum. Bücher sind aus ihrem heutigen Leben nicht wegzudenken, sie sind für sie Fenster in ein fremdes Leben. Dabei war ihr Weg zu den Büchern kein selbstverständlicher, eher ein Hindernislauf. Elegant ehrlich und mit wunderbarer Selbstironie erzählt sie, wie sie zu den Büchern (und Thomas Mann) fand -  und begibt sich dabei auf eine fesselnde Zeitreise in ihre eigene, von Brüchen gezeichnete Familiengeschichte.

Eine Bibliothek mit Leiter wünscht sie sich, damit sie auch mal an die Bücher in der obersten Reihe kommt. An den Zauberberg von Thomas Mann aus dem Regal der Eltern zum Beispiel, an den sie sich lange nicht gewagt hat. Mit welchen Büchern ist sie aufgewachsen, welche sind heute noch eng mit ihrem Leben verknüpft?

Warum hat Lesen lange Zeit nur eine kleinere Rolle in ihrem Leben gespielt? Warum ist sie aus allen Wolken gefallen, als sie gefragt wurde, ob sie Lust habe, Buchempfehlungen fürs Radio zu machen? Wie schreibt man eine Empfehlung und warum soll es bei ihr nie ein Verriss sein?

Christine Westermann schreibt über die Lust zu lesen. Und damit eng verbunden über die Neugier auf das Leben der anderen. Sie erlaubt einen Einblick ins eigene Leben - und in die vielen Bücher, die darin vorkommen.

Sein Sohn

Charles Lewinsky

 

Nach "Melnitz" und "Halbbart" wieder ein Roman des Schweizers Charles Lewinsky.

 

Louis Chabon wächst in einem Kinderheim in Mailand auf. Nachdem er in Napoleons Russlandfeldzug den Krieg kennengelernt hat, möchte er nur noch eins: endich zu einem menschenwürdigen Leben finden und Teil einer Familie werden. In Graubünden erlangt er ein kleines Stück des erhofften Glücks. Doc das verspielt er, als die Sehnsucht nach dem unbekannten Vater ihn nach Paris ruft und er zwischen und Schmutz seine Bestimmung sucht.

Zur See

Dörte Hansen

 

Die Fähre braucht vom Festland eine Stunde auf die kleine Nordseeinsel, manchmal länger, je nach Wellengang. Hier lebt in einem der zwei Dörfer seit fast 300 Jahren die Familie Sander. Drei Kinder hat Hanne großgezogen, ihr Mann hat die Familie und die Seefahrt aufgegeben. Nun hat ihr Ältester sein Kapitänspatent verloren, ist gequält von Ahnungen und Flutstatistiken und wartet auf den schwersten aller Stürme. Tochter Eske, die im Seniorenheim Seeleute und Witwen pflegt, fürchtet die Touristenströme mehr als das Wasser, weil mit ihnen die Inselkultur längst zur Folklore verkommt. Nur Henrik, der Jüngste, ist mit sich im reinen. Er ist der erste Mann in der Familie, den es nie auf ein Schiff gezogen hat, immer nur an den Strand, wo er Treibgut sammelt. Im Laufe eines Jahres verändert sich das Leben der Familie Sander von Grund auf, erst kaum spärbar, dann mit voller Wucht.

 

Großartig.

Stoner

John Willians

 

Stoner ist einer der grossen vergessenen Romane der amerikanischen Literatur. John Williams erzählt das Leben eines Mannes, der, als Sohn armer Farmer geboren, schließlich seine Leidenschaft für Literatur entdeckt und Professor wird - es ist die Geschichte eines genügsamen Lebens, das wenig Spuren hinterließ.

Ein Roman über die Freundschaft, die Ehe, ein Campus-Roman, ein Gesellschaftsroman, schließlich ein Roman über die Arbeit. Über die harte, erbarmungslose Arbeit auf den Farmen; über die Arbeit, die einem eine zerstörerische Ehe aufbürdet, über die Mühe, in einem vergifteten Haushalt mit geduldiger Einfühlung eine Tochter großzuziehen und an der Universität oft teilnahmslosen Studenten die Literatur nahebringen zu wollen.

Feldpost

Mechtild Borrmann

 

"Adele ist verschwunden." Mehr mag die Fremde nicht sagen, die sich in einem Café einfach so an den Tisch der Anwältin Clara setzt - und kurz darauf ebenfalls spurlos verschwindet. Zurück bleibt ledigich ihre Handtasche. Neben anrührenden Feldpost-Briefen aus dem 2. Weltkrieg, die von einer großen Liebe zeugen, findet Clara darin auch Unterlagen über den Verkauf einer Villa in Kassel zu einem symbolischen Preis.

Doch was hat das alles mit ihr zu tun? und weshalb wurde die Villa - anders als vereinbart - nie an ihre rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben? Claras Recherchen decken nicht nur die tragische Geschichte einer großen, verbotenen Liebe auf, sondern auch die Schuld einer Liebenden und einen bitteren Verrat.

 

Der Roman beruht auf wahren Lebensgeschichten: Recherchen im Tagebuch-Archiv Emmendingen haben Mechtild Borrmann zu diesem feinfühligen Roman über Schuld, Verrat und eine tragische Liebe während des 2. Weltkriegs inspiriert.

Sisi

Karen Duve

 

Als Elisabeth (Sisi) durch Heirat zur Kaiserin von Österreich wird, betritt sie eine streng geordnete Welt voll steifer Konventionen und langweiliger Empfänge. Ausbrechen kann sie nurauf ausgedehnten Reisen und bei Aufenthalten auf ihrem ungarischen Schloss Gödöllö. Dort kann sie ungezwungen leben und ihrer größten Leidenschaft nachgehen: wilden Reitjagden. Kein Wassergraben ist der Kaiserin zu breit, kein Hindernis zu gefährlich - Sisi gehört zu den esten und tollkühnsten Reiterinnen ihrer Zeit. Der legendäre Jagd- und Rennreiter Bay Middleton bewundert die Kaiserin nicht nur für ihr reiterliches Können.

Nei einem Aufenthalt auf Gödöllö lädt Sisi ihre reit- und fechtkundige Nichte Marie Wallersee zu sich ein. Als Tochter einer Schauspielerin ist Marie eigentlich nicht standesgemäß, aber Sisi sieht in ihr ein freieres zweites Selbst und macht sie zur engen Vertrauten. Die 18-jährige Marie erliegt schnell dem Charme der kaiserlichen Tante und assistiert ihr nur zu gerne, wenn diese die leidenschaftliche Reiterin und Femme fatale gibt. Doch bald wirkt auch Marie anziehend auf andere, besonders auf die männlichen Adligen.

Sisi, daran gewöhnt im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, sieht sich nach einem Ehemann für die lästige Konkurrenz um und beginnt ein intrigantes Spiel aus Verführung und Verrat.

Karen Duves großer Roman über Sisi - zwischen Zwang und Freiheit. Bis ins kleinste Detail recherchiert und gnadenlos seziert: eine Kaiserin, die ihrer Zeit oft weit voraus war und die trotzdem bis heute unterschätzt wird.

"Das ist ein extrem gutes Buch!"

Thea Dorn

ZDF, Das literarische Quartett, 02.12.2022

42 Grad

Wolf Harlander

 

Deutschland freut sich über den neuen Jahrtausendsommer. Dauersonnenschein sorgt für volle Freibäder. Einzig Hydrologe Julius Denner und IT-Spezialistin Elsa Forsberg warnen davor, dass die Hitze sich kurzfristig verschärfen wird. Niemand nimmt sie ernst, bis die ersten Flüsse austrocknen, Waldbrände außer Kontrolle geraten und Atomkraftwerke vom Netz gehen müssen. In Berlin und Brüssel folgt Krisengipfel auf Krisengipfel. Überall in Europa machen sich Wasserflüchtlinge auf die Suche nach der wichtigsten Ressource der Welt. Während um sie herum die Zivilisation zusammenzubrechen droht, versuchen Julius und Elsa verzweifelt, die Katastrophe aufzuhalten - und geraten damit ins Fadenkreuz von Mächten, die ihre ganz eigenen Interessen verfolgen ...

Ein erschreckend realistischer Klimathriller zu einem Thema, das nicht aktueller sein könnte - genau recherchiert, mitreißend erzählt.

Ausgezeichnet mit der MIMI - dem Krimipreis des Deutschen Buchhandels - und dem Stuttgarter Wirtschaftskrimipreis 2021

Eine Frage der Chemie

Bonnie Garmus

 

Elizabeth Zott ist eine Frau mit dem unverkennbaren Auftreten eines Menschen, der nicht durchschnittlich ist und es nie sein wird. Doch es ist 1961, und die Frauen tragen Hemdblusenkleider und treten Gartenvereinen bei. Niemand traut ihnen zu, Chemikerin zu werden. Außer Calvin Evans, dem einsamen, brillanten Nobelpreiskandidaten, der sich ausgerechnet in Elizabeths Verstand verliebt. Aber auch 1961 geht das Leben eigene Wege. Und so findet sich eine alleinerziehende Elizabeth Zott bald in der TV-Show »Essen um sechs« wieder. Doch für sie ist Kochen Chemie. Und Chemie bedeutet Veränderung der Zustände ...

 

»In Elizabeth Zott verliebt man sich total. Sie ist so toll und natürlich dargestellt, dass ich sie sogar gegoogelt habe: Die muss es doch wirklich geben, habe ich gedacht! Lange habe ich nicht ein so unterhaltendes, witziges und kluges Buch gelesen wie dieses.« Elke Heidenreich

Nordstadt

Annika Büsing

 

Im Norden der Stadt hängen die Hoffnungen so tief wie der Novemberhimmel. Wer hier liebt, rechnet nicht mit einem Happy End. Schon gar nicht Nene, Anfang Zwanzig und Bademeisterin, die für das Unglück eine ganz eigene Maßeinheit hat. Ihre Überlebensstrategie: Bahnen ziehen, versuchen zu vergessen, pragmatisch sein. Dann lernt sie im Schwimmbad Boris kennen, der Puma-Augen hat und ihr nicht sofort an die Wäsche will. Boris, der an Kinderlähmung erkrankt war, für den es keine Jobs gibt, nur Schimpfwörter oder Mitleid. Der Schmerzen hat und die Welt mit Verachtung behandelt. Ihr erstes Date wird prompt zum Debakel, aber Nene zeckt sich in Boris`Herz, und er sich in ihres. Er kapituliert vor ihrer Direktheit und ihrem Lebenswillen, sie vor seinem Entschluss, sein Mädchen glücklich zu machen.

Boris wird für Nene die Geschichtsschreibung ändern, er wird sie anlügen, er wird sie hängenlassen. Ihre Liebe ist wie jede Liebe nicht perfekt. Aber sie berührt beide auf eine Weise, die sie vergessen oder nie gekannt haben.. Annika Büsing erzählt in ihrem Debüt eine herzzerreißende und gleichzeitig berauschend lebensbejahende Geschichte über alte Narben und en Mut, neue hinzuzufügen.

Patria

Fernando Aramburu

 

Patria heißt Vaterland, Heimat. Aber was ist Heimat? Die beiden Frauen und ihre Familie, um die es in Fernando Aramburus von der Kritik gefeierten und mit den größten spanischen Literaturpreisen ausgezeichneten Roman geht, sehen ihre Heimat mit verschiedenen Augen.

Ein epochenmachender Roman über Schuld und Vergebung, Freundschaft und Liebe, der zeigt, wie Terrorismus den inneren Kern einer Gemeinschaft angreift und wie lange es dauert, bis die Menschen wieder zueinander finden.

Die Gezeiten gehören uns

Vendela Vida

 

Eulabee und ihrer charismatischen Freundin Maria Fabiola gehören die Straßen von Sea Cliff, wo die Häuser prachtvoll und die Strände wild sind. Morgens gehen sie im Faltenrock zur Mädchenschule, nachmittags spüren sie ihre Macht, wenn sie frei und furchtlos über die Klippen rennen. Eines Morgens werden sie von einem Mann in einem weißen Auto angehalten. Er fragt nach der Uhrzeit, Eulabee schaut auf ihre Swatch. Doch was danach passiert, darin sind sich die Mädchen uneinig. Angefasst habe der Mann sich, erzählt Maria Fabiola der Polizei. Eulabee widerspricht ihr - und wird plötzlich zur  Ausgestoßenen.

Vor der Kulisse der sich verändernden Landschaft von San Francisco erzählt Vendela Vida von der Grausamkeit der Jugend, von verlorener Unschuld, Lügen und Verrat.

 

"Ein bewundernswerter, raffinierter Roman. Streng der Dramaturgie folgend, die die von sich selbst berauschten Kinder von Sea Cliff ihrem Leben verpassen, bebt das Buch vor nervöser Spannung."

Ronald Düker, Die Zeit, 13.04.22

Ein Monat auf dem Land

J.I. Carr

 

Sommer 1920 im nordenglischen Oxgodby: Als auf dem Bahnhof ein Londoner aus dem Zug steigt, weiß gleich das ganze Dorf Bescheid: Er ist der Restaurator, der das mittelalterliche Wandgemälde in der örtlichen Kirche freilegen soll. Doch was steckt hinter der Fassade des stotternden und unter chronischen Gesichtszuckungen leidenden Mannes? Tom Birkin hat im Ersten Weltkrieg gekämpft, als traumatisierter Veteran wurde er von seiner Frau verlassen. Er hofft, in der Ruhe und Einfachheit Yorkshires zu gesunden. Und tatsächlich: Je näher er dem Meisterwerk hinter der Kirchendecke kommt, desto näher kommt er auch sich selbst. Und seinen Mitmenschen. Langsam gelingt es ihm, sich der Welt um sich herum zu öffnen, vielleicht sogar der Liebe. Der Monat auf dem Land ist ein Monat der Heilung. Was Birkin hier erlebt, wird er sein Leben lang mit sich tragen...

Dieser moderne Klassiker der englischen Literatur ist in seiner sprachlichen Leichtigkeit und Eleganz eine echte Wiederentdeckung.

 

Eine ganze Welt

Goldie Goldbloom

 

Eine Frau am Wendepunkt. Ein Geheimnis, das  sie von allen trennt, die ihr wichtig sind. Und die Möglichkeit, mit viel Verständnis füreinander Brücken zu schlagen.

Surie Eckstein erwartet gerade ihr erstes Urenkelkind, als eine Katastrophe eintritt oder ist es ein Gottesgeschenk? Mit 57 Jahren ist sie noch einmal schwanger- mit Zwillingen! Plötzlich fühlt sich Surie, in der chassidischen Gemeinde von Brooklyn hochangesehen und ständig von Menschen umgeben, völlig allein. Nicht einmal Yidel, der nicht nur ihre große Liebe, sondern auch ihr bester Freund ist, wagt sie sich anzuvertrauen, so groß ist ihre Scham. Denn was sollen bloß die Leute denken? Zum ersten Mal stellt Surie die starren Regeln infrage, die ihr ganzes Leben geprägt haben....

 

"Eine lebenserfahrende ältere Frau in einem jugendichen Dilemma. Ein Roman, so schön wie überraschend." Claire Messud

Hast du uns endlich gefunden?

Edgar Selge

 

Eine Kindheit um 1960, in einer Stadt, nicht groß, nicht klein. Ein bürgerlicher Haushalt, in dem viel Musik gemacht wird. Der Vater ist Gefängnisdirektor. Der Krieg ist noch nicht lange her, und die Eltern versuchen, durch Hingabe an klassische Musik und Literatur nachzuholen, was sie die verlorenen Jahre nennen.

Überall spürt der Junge Risse in dieser geordneten Welt. Gebannt verfolgt er die politischen Auseinandersetzungen, die seine älteren Brüder mit Vater und Mutter am Esstisch führen. Aber er bleibt Zuschauer. Immer häufiger flüchtet er in die Welt der Phantasie.

Dieser Junge, den der Autor als fernen Bruder seiner selbst betrachtet, erzählt uns sein Leben und entdeckt dabei den eigenen Blick auf die Welt. Wenn sich der dreiundsiebzigjährige Edgar Selge gelegentlich selbst einschaltet, wird klar: Die Schatten der Kriegsgeneration reichen bis in die Gegenwart hinein. Edgar Selges Erzählton ist atemlos, körperlich, risikoreich. Voller Witz und Musikalität.

 

Selges literarisches Debüt hat uns verblüfft, begeistert und ergriffen.

Der große Sommer

Ewald Arenz

 

Die Zeichen auf einen entspannten Sommer stehen schlecht für Frieder: Nachprüfungen in Mathe und Latein. Damit fällt der Familienurlaub für ihn aus. Ausgerechnet beim gestrengen Großvater muss er lernen. Doch zum Glück gibt es Alma, Johann - und Beate, das Mädchen mit dem flaschengrünen Badeanzug. In diesen Wochen erlebt Frieder alles: Freundschaft und Angst, Respekt und Vertrauen, Liebe und Tod. Ein großer Sommer, der sein ganzes Leben prägen wird.

Hellsichtig, klug und stets beglückend erzählt Arenz von den Momenten, die uns für immer verändern.

 

Arenz Roman wurde zum Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhändler 2021 gewählt und ist zu absolut jeder Jahreszeit lesbar.

 

Die Beichte einer Nacht

Marianne Philips

 

Ein Roman über weibliche Identität, Moral, Wahnsinn und die Suche nach lebbarem Glück.

 

In einer Nervenklinik vertraut Heleen einer nachtschwester ihre Lebensgeschichte an. Sie erzählt vom Aufwachsen in einer kinderreichen protestantischen Familie, ihrem gesellschaftlichen Aufstieg, den sie sowohl ihrer eigenen Schönheit als auch ihrem Sinn für Schönes zu verdanken hat. Und sie berichtet von ihrer großen Liebe Hannes und der jüngeren Schwester Lientje, um die sie sich seit dem Tod der Eltern kümmert. Mit ungeahnten Folgen, denn ihrer eigenen Eifersucht kann sie sich nicht entziehen.

 

Eine faszinierende Wiederentdeckung!

 

Marzan, mon amour

Katja Oskamp

 

Katja Oskamp ist Mitte vierzig, als ihr das Leben fad wird. Das Kind ist aus dem Haus, der Mann ist krank, die Schriftstellerei, der sie sich bis dahin gewidmet hat: ein Feld der Enttäuschungen. Also macht sie etwas, was für andere dem Scheitern gleichkäme: Sie wird Fußpflegerin in Berlin-Marzahn, einst das größte Plattenbaugebiet der DDR. Und schreibt auf, was sie dabei hört.

 

Es sind Geschichten wie die von Herrn Paulke, vor vierzig Jahren einer der ersten Bewohner des Viertels, Frau Guse, die sich im Rückwärtsgang von der Welt entfernt, oder Herrn Pietsch, dem Ex-Funktionär mit der karierten Schiebermütze. Geschichten voller Menschlichkeit und Witz, Wunderwerke über den Menschen an sich - von seinen Füßen aus betrachtet.

 

 

 

Der Trafikant

Robert Seethaler

 

Österreich 1937: Der 17-jährige Franz Huchel verläßt sein Heimatdorf, um in Wien als Lehrling in einer Trafik - einem Tabak- und Zeitungsgeschäft - sein Glück zu suchen. Dort begegnet er eines Tages dem Stammkunden Sigmund Freud. Im Laufe der Zeit entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden unterschiedlichen Männern. Als sich Franz kurz darauf Hals über Kopf in die Varietétänzerin Anezka verliebt, sucht er bei dem alten Professor Rat. Dabei stellt sich jedoch schnell heraus, dass dem weltbekannten Psychoanalytiker das weibliche Geschlecht ein mindestens ebenso großes Rätsel ist wie Franz.

 

 

Stay away from Gretchen

Susanne Abel

 

Der bekannte Kölner Nachrichtenmoderator Tom Monderath macht sich Sorgen um seine 84-jährige Mutter Greta, die immer mehr vergisst. Was anfangs ärgerlich für sein scheinbar so perfektes Leben ist, wird unerwartet zu einem Geschenk. Nach und nach erzählt Greta aus ihrem Leben - von ihrer Kindheit in Ostpreußen, der Flucht vor den russischen Soldaten im eisigen Winter, der Sehnsucht nach dem verschollenen Vater und ihren Erfolgen auf dem Schwarzmarkt in Heidelberg. Als Tom jedoch auf das Foto eines kleinen Mädchens mit dunkler Haut stößt, verstummt Greta. Zum ersten Mal beginnt Tom, sich eingehender mit der Vergangenheit seiner Mutter zu befassen. Nicht nur, um endlich ihre Traurigkeit zu verstehen. Es geht auch um sein eigenes Glück.

 

 

Löwen wecken

Ayelet Gundar-Goshen

 

Ein Neurochirurg überfährt einen illegalen Einwanderer. Es gibt keine Zeugen, und der Mann wird ohnehin sterben - warum also die Karriere gefährden undd den Unfall melden? Doch tags darauf steht die Frau des Opfers vor der Haustür des Arztes und macht ihm einen Vorschlag, der sein geordnetes Leben komplett aus der Bahn wirft. 

Wie hätte man selbst in einer solchen Situation gehandelt? Diese Frage schwebt über dem Roman, der die Grenzen zwischen Liebe und Hass, Schuld und Vergebung und Gut und Böse meisterhaft auslotet.

 

 

Über Menschen

Juli Zeh

 

Dora ist mit ihrer kleinen Hündin aufs Land gezogen. Sie brauchte dringend einen Tapetenwechsel, mehr Freiheit, Raum zum Atmen. Aber ganz so idyllisch wie gedacht ist Bracken, das kleine Dorf im brandenburgischen Nirgendwo, nicht. In Doras Haus gibt es noch keine Möbel, der Garten gleicht einer Wildnis, und die Busverbindung in die Kreisstadt ist ein Witz. Vor allem aber verbirgt sich hinter der hohen Gartenmauer ein Nachbar, der mit kahlrasiertem Kopf und rechten Sprüchen sämtlichen Vorurteilen zu entsprechen scheint. Geflohen vor dem Lockdown in der Großstadt muss Dora sich fragen, was sie in dieser anarchischen Leere sucht: Abstand von Robert, ihrem Freund, der ihr in seinem verbissenen Klimaaktivismus immer fremder wird? Zuflucht wegen der inneren Unruhe, die sie nachts nicht mehr schlafen lässt? Antwort auf die Frage, wann die Welt eigentlich so durcheinandergeraten ist? Während Dora noch versucht, die eigenen Gedanken und Dämonen in Schach zu halten, geschehen in ihrer unmittelbaren Nähe Dinge, mit denen sie nicht rechnen konnte. Ihr zeigen sich Menschen, die in kein Raster passen, ihre Vorstellungen und ihr bisheriges Leben aufs Massivste herausfordern und sie etwas erfahren lassen, von dem sie niemals gedacht hätte, dass sie es sucht.

 

 

Die Kinder hören Pink Floyd

Alexander Gorkow

 

Schau in die Welt, Junge, nicht in den Himmel! Die 70er-Jahre. Eine Vorstadt. Das Westdeutschland der letzten Baulücken, der verstockten Altnazis, der gepflegten Gärten. Die Kriegsgräuel sind beiseitegeschoben, zum Essen geht es in den Balkan Grill, die Einbauküche daheim überzeugt durch optimale Raumnutzung. Für den 10-jährigen Jungen aber ist es eine Welt der Magie, der geheimen Kräfte, des Kampfs des Bösen gegen das Gute. Der Leitstern des Jungen in diesem Kampf ist die große Schwester - das Kind Nr. 1 der Familie. Sie ist herzkrank und sehr lebenshungrig. Mit trockenem Humor und großer Aufsässigkeit stemmt sie sich gegen alle Bedrohungen, nicht zuletzt mithilfe der vergötterten Band Pink Floyd aus dem fernen London, den Kämpfern gegen das Establishment, deren Songs alles zum Glänzen bringen.

 

»Bei Gorkow sitzt jedes Bild, jedes Wort, jedes Gefühl zwischen Lachen und Weinen. Hier erzählt einer, der sich voller Liebe erinnert. Eine Zeit wird lebendig, die uns geprägt hat, und auch Pink Floyd haben uns geprägt mit ihrem "We don't need no education". Was für ein sanftes, warmes, was aber wunderbarerweise auch für ein lustiges Buch!« Elke Heidenreich

 

 

Hard Land

Benedict Wells

 

Freuen Sie sich auf Hard Land“, den neuen Roman von Benedikt Wells! Der Schauplatz dieser Coming-of-Age-Geschichte ist eine Kleinstadt in Missouri in den 80er Jahren.

Sam, ein schüchterner 15-jähriger Außenseiter nimmt einen Ferienjob in einem alten Kino an, um den häuslichen Problemen wenigstens zeitweise zu entkommen. Mit seinen ebenfalls jugendlichen Kollegen erlebt er einen magischen Sommer mit all den widersprüchlichen

Gefühlen zwischen Nicht-mehr-Kind- und Noch-nicht-erwachsen-Sein, zwischen Euphorie und Melancholie. Eine berührende Geschichte und eine wunderbare Zeitreise in die 80er Jahre, die ich auch sehr für Leser im jugendlichen Alter empfehlen kann.

 

 

Das rote Adressbuch

Sofia Lundberg

 

Doris wächst in einfachen Verhältnissen im Stockholm der Zwanzigerjahre auf. Als sie zehn Jahre alt wird, macht ihr Vater ihr ein besonderes Geschenk: ein rotes Adressbuch, in dem sie all die Menschen verewigen soll, die ihr etwas bedeuten. Jahrzehnte später hütet Doris das kleine Buch noch immer wie einen Schatz. Und eines Tages beschließt sie, anhand der Einträge ihre Geschichte niederzuschreiben. So reist sie zurück in ihr bewegtes Leben, quer über Ozeane und Kontinente, vom mondänen Paris der Dreißigerjahre nach New York und England - zurück nach Schweden und zu dem Mann, den sie nie vergessen konnte.

 

 

Tante Martl

Ursula März

 

Tante Martl ist scheinbar unscheinbar, in Wahrheit aber ganz besonders. Der Leser spürt es gleich an der Art, wie sie ihre Telefonanrufe eröffnet: mit einem Stöhnen, dem ein unerwarteter Satz folgt. Geboren als dritte Tochter eines Vaters, der nur Söhne wollte, ist Martl die ungeliebte Jüngste, die keinen Mann findet, dafür aber einen Beruf als Volksschullehrerin. Nie verlässt sie die westpfälzische Kleinstadt, in der sie geboren wurde, ja nicht einmal ihr Elternhaus. Und obwohl sie ihren Vater jahrelang pflegt, während ihre Schwestern Familien gründen, bewahrt sie ihre Selbstständigkeit. Wie Tante Martl das schafft und in hohem Alter noch einen großen Fernsehauftritt bekommt, erzählt Ursula März mit staunender Empathie und widerständigem Humor.

 

 

Achtsam morden

Karsten Dusse

 

Björn Diemel wird von seiner Frau gezwungen, ein Achtsamkeits-Seminar zu besuchen, um seine Ehe ins Reine zu bringen, sich als guter Vater zu beweisen und die etwas aus den Fugen geratene Work-Life-Balance wieder herzustellen.

Denn Björn ist ein erfolgreicher Anwalt und hat dementsprechend sehr wenig Zeit für seine Familie. Der Kurs trägt tatsächlich Früchte und Björn kann das Gelernte sogar in seinen Job integrieren, allerdings nicht ganz auf erwartete Weise. Denn als sein Mandant, ein brutaler und ehr als schuldiger Großkrimineller, beginnt, ihm ernstliche Probleme zu bereiten, bringt er ihn einfach um - und zwar nach allen Regeln der Achtsamkeit.

 

 

Das Genie

Klaus C. Zehrer

 

Boston, 1910. Der elfjährige William James Sidis wird von der amerikanischen Presse als "Wunderjunge von Harvard" gefeiert. Sein Vater Boris, ein bekannter Psychologe mit dem brennenden Ehrgeiz, die Welt durch Bildung zu verbessern, triumphiert. Er hat William von Geburt an mit einem speziellen Lernprogramm trainiert. Durch Anwendung der Sidis-Methode könnten alle Kinder die gleichen Fähigkeiten entwickeln wie sein Sohn, behauptet er. Doch als William erwachsen wird, bricht er mit seinen Eltern und seiner Vergangenheit. Er weigert sich, seine Intelligenz einer Gesellschaft zur Verfügung zu stellen, die von Ausbeutung, Profitsucht und Militärgewalt beherrscht wird. Stattdessen versucht er, sein Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten - mit aller Konsequenz.

 

 

Annette - Ein Heldinnenepos

Anne Weber

 

Geboren 1923 in der Bretagne, aufgewachsen in einfachen Verhältnissen, schon als Jugendliche Mitglied der kommunistischen Résistance, Retterin zweier jüdischer Jugendlicher - wofür sie von Yad Vashem später den Ehrentitel »Gerechte unter den Völkern« erhalten wird -, nach dem Krieg Neurophysiologin in Marseille, 1959 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt wegen ihres Engagements auf Seiten der algerischen Unabhängigkeitsbewegung... und noch heute an Schulen ein lebendiges Beispiel für die Wichtigkeit des Ungehorsams. 

 

Anne Weber erzählt das unwahrscheinliche Leben der Anne Beaumanoir in einem brillanten biografischen Heldinnenepos. Die mit großer Sprachkraft geschilderten Szenen werfen viele Fragen auf: Was treibt jemanden in den Widerstand? Was opfert er dafür? Wie weit darf er gehen? Was kann er erreichen? Annette, ein Heldinnenepos erzählt von einer wahren Heldin, die uns etwas angeht.

 

"Die Kraft von Anne Webers Erzählung kann sich mit der Kraft ihrer Heldin messen: Es ist atemberaubend, wie frisch hier die alte Form des Epos klingt und mit welcher Leichtigkeit Weber die Lebensgeschichte der französischen Widerstandskämpferin Anne Beaumanoir zu einem Roman über Mut, Widerstandskraft und den Kampf um Freiheit verdichtet. "Annette, ein Heldinnenepos" ist eine Geschichte voller Härten, die Weber aber mit souveräner Dezenz und feiner Ironie erzählt. Dabei geht es um nichts weniger als die deutsch-französische Geschichte als eine der Grundlagen unseres heutigen Europas. Wir sind dankbar, dass Anne Weber Annette für uns entdeckt hat und von ihr erzählt."

(Jurybegründung Deutscher Buchpreis 2020)

 

 

Die langen Abende

Elisabeth Strout

 

Lehrerin, die sich auch mit siebzig noch in alles einmischt, so barsch wie eh und je. Da ist Jack Knnison, einst Harvardprofessor, der ihre Nähe sucht. Beide vermissen ihre Kinder, die ihnen fremd geworden sind, woran Olive und Jack selbst nicht gerade unschuldig sind... Ein bewegender Roman, der von Liebe und Verlust erzählt, vom Altern und der Einsamkeit, von Momenten des Glücks und des Staunens.

(Die Beschreibung von Teil 1 der Geschichte von Olive Kitteridge finden Sie auf unserer Seite "Oldies but Goldies")

Herkunft ist ein Buch über den ersten Zufall unserer Biografie: irgendwo geboren werden. Und was danach kommt.

"Herkunft ist ein Buch über meine Heimaten, in der Erinnerung und der Erfindung. Ein Buch über Sprache, Schwarzarbeit, die Stafette der Jugend und viele Sommer.

Herkunft ist ein Abschied von meiner dementen Großmutter. Während ich Erinnerungen sammle, verliert sie ihre. Herkunft ist traurig, weil Herkunft für mich zu tun hat mit dem, das nicht mehr zu haben ist.

Diese sind auch Herkunft: ... Ein Nationalismus. Ein Yugo. Ein Tito. Ein Eichendorff. Ein Sasa Stanisic."

- Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2019 -

 

 

Herkunft

Sasa Stanisic

 

Herkunft ist ein Buch über den ersten Zufall unserer Biografie: irgendwo geboren werden. Und was danach kommt.

"Herkunft ist ein Buch über meine Heimaten, in der Erinnerung und der Erfindung. Ein Buch über Sprache, Schwarzarbeit, die Stafette der Jugend und viele Sommer.

Herkunft ist ein Abschied von meiner dementen Großmutter. Während ich Erinnerungen sammle, verliert sie ihre. Herkunft ist traurig, weil Herkunft für mich zu tun hat mit dem, das nicht mehr zu haben ist.

Diese sind auch Herkunft: ... Ein Nationalismus. Ein Yugo. Ein Tito. Ein Eichendorff. Ein Sasa Stanisic."

- Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2019 -

 

 

Drei

Dror Mishani

 

Über dieses Buch darf man eigentlich nichts verraten.

Eine Frau sucht ein wenig Trost, nachdem ihr Mann sie und ihren Sohn verlassen hat. Ein zweite Frau sucht nach einem Zuhause und nach einemZeichen von Gott, dass sie auf dem richtigen Weg ist. Eine dritte Frau sucht etwas ganz anderes. Sie alle finden denselben Mann. Es gibt vieles, was sie nicht über ihn wissen, denn er sagt ihnen nicht die Wahrheit. Aber auch er weiß nicht alles über sie.

 

 

Die Bagage

Monika Helfer

 

Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern am Rand eines Bergdorfes. Sie sind die Abseitigen, die Armen, die Bagage. Es ist die Zeit des ersten Weltkriegs und Josef wird zur Armee eingezogen. Die Zeit, in der Maria und die Kinder allein zurückbleiben und abhängig werden vom Schutz des Bürgermeisters. Die Zeit, in der Georg aus Hannover in die Gegend kommt, der nicht nur hochdeutsch spricht und wunderschön ist, sondern eines Tages auch an die Tür der Bagage klopft. Und es ist die Zeit, in der Maria schwanger wird mit Grete, dem Kind der Familie, mit dem Josef nie ein Wort sprechen wird: der Mutter der Autorin. Mit großer Wucht erzählt Monika Helfer die Geschichte ihrer eigenen Herkunft.

 

 

Der Gesang der Flusskrebse

Delia Owens

 

Chase Andrews stirbt, und die Bewohner der ruhigen Küstenstadt Barkley Cove sind sich einig: Schuld ist das Marschmädchen. Kya Clark lebt isoliert im Marschland mit seinen Salzwiesen und Sandbänken. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Als zwei junge Männer auf die wilde Schöne aufmerksam werden, öffnet Kya sich einem neuen Leben - mit dramatischen Folgen. Delia Owens erzählt intensiv und atmosphärisch davon, dass wir für immer die Kinder bleiben, die wir einmal waren. Und den Geheimnissen und der Gewalt der Natur nichts entgegensetzen können.

 

 

Sungs Laden

Karin Kalisa

 

Karin Kalisa schreibt einen Sommer-Roman mit Tiefgang für jede Lebenslage. Mit Wärme, Witz und Lust an kleinen Wundern erzählt sie von traumhaften Verwandlungen im Berlin unserer Tage.

Ausgehend vom kleinen vietnamesischen Laden des studierten Archäologen Sung nimmt eine Völkerverständigung der ganz anderen Art ihren Lauf.

Urberliner und Nachkommen der vietnamesischen Vertragsarbeiter verbünden sich in einer spielerischen Alltagsrevolution. Brücken aus Bambus spannen zwischen den Häusern, Parkwächter tragen Kegelhüte, auf Brachflächen grünt exotisches Gemüse, und ein Zahnarzt macht Sonntagsdienst für Patienten aus Fernost. Das Unglaubliche passiert: Gute Laune herrscht in der Metropole!

Eine Utopie, natürlich.

 

"So leicht und beschwingt erzählt, so wohltuend warmherzig, dass man sich fragt, warum es nicht eigentlich häufiger solche wunderbaren kleinen Bücher gibt."

Jan Ehlert, NDR Kultur

All unsere Jahre

Kathy Page

 

Harry Miles und Evelyn Hill lernen sich eines Nachmittags zu Beginn des Zweiten Weltkriegs in einer Londoner Bibliothek kennen, kurz bevor Harry eingezogen wird. Er, der sensible Literatur- und Naturliebhaber, ist von dieser willens- und meinungsstarken Frau fasziniert und wird es immer bleiben. Sie verbindet den Wunsch nach Aufstieg und einem besseren Leben, und so suchen sie die heile Welt in einer Idealfamilie mit einem hübsch eingerichteten Haus. Langsam aber müssen sie begreifen, dass sich auf diese Weise nicht alle Träume erfüllen lassen.

Mit zärtlichem und dennoch unerbittlichem Blick beschreibt Kathy Page das Zusammenspiel von Nähe und Distanz zwischen Evely und Harry - ein ganzes Liebesleben lang.