Die Lektüre dieser aktuellen Titel legen wir Ihnen besonders ans Herz                                                                

Toni Jordan

Dinner mit den Schnabels

 

Wer sich selbst (oder anderen) eine unterhaltsame Freude machen möchte - hier ist sie:

 

Die Dinge sind in letzter Zeit nicht besonders gut gelaufen für Simon Larsen. Er liebt seine reizende Frau Tansy und auch seine beiden wunderbaren Kinder, die ernsthafte Mia und den kleinen Raufbold Lachie. Aber seit sein Architekturbüro während der Corona-Pandemie pleite ging und die Familie aus ihrem schönen Haus in Melbourne in eine beengte Wohnung umziehen musste, ist Simon kaum mehr von der Wohnzimmercouch hochgekommen.

Während Tansy wieder angefangen hat zu arbeiten, kümmert er sich mehr schlecht als recht um die Kinder und möchte ansonsten in Ruhe gelassen werden. Nur dass die omnipräsente Familie seiner Frau ihn einfach nicht in Ruhe lässt. Die Schnabels - bestehend aus Tansys furchteinflößender Mutter Gloria, ihrer älteren Schwester Kylie und dem jüngeren Bruder Nick - wünscht er zum Kuckuck.

Als er sich darauf einlässt, den verwilderten Garten des Schulfreundes seiner Frau für eine Schnabelsche Familienfeier in sieben Tagen neuzugestalten, ahnt er nicht, dass diese Woche sein Leben nachhaltig verändern wird...

Wunderbar!

 

Thiele Verlag, gebunden, 360 Seiten, 22 €

 

 

 

Daniel Glattauer

Die spürst du nicht

 

Die Binders und die Strobl-Marineks gönnen sich einen exklusiven Urlaub in der Toskana.

Tochter Sophie Luise, 14, durfte gegen die Langeweile ihre Schulfreundin Aayana mitnehmen, ein Flüchtlingskind aus Somalia. Kaum hat man sich mit Prosecco und Antipasti in Ferienlaune gechillt, kommt es zur Katastrophe.

Was ist ein Menschenleben wert? Und jedes gleich viel?

Daniel Glattauer zeichnet ein Sittenbild unserer privilegierten Gesellschaft, entlarvt deren Doppelmoral und leiht jenen seine Stimme, die viel zu selten zu Wort kommen.

 

"Daniel Glattauer ist ein gewiefter, mit allen Wassern gewaschener, glänzend begabter Unterhaltungsautor...wie immer bei Glattauer konnte ich nicht aufhören zu lesen."

Eva Menasse, ZDF Literarisches Quartett, 05.05.2023

 

 

Paul Zsolnay Verlag, gebunden, 304 Seiten, 25 €

 

 

 

Anthony McCarten

Going Zero

 

Hat man als Einzelner überhaupt eine Chance gegen das System? Eine junge Bibliothekarin aus Boston ist entschlossen, es zu versuchen - ihr bleibt keine Wahl. Und so greift sie zu, als sich die Einladung zu einem ungewöhnlichen Kräftemessen bietet: dem Betatest von FUSION, einem Projekt der US-Geheimdienste un des Social-Media-Moguls Cy Baxter. Wem es gelingt, 30 Tage unauffindbar zu bleiben, dem winken drei Millionen Dollar. Doch Kaitlyn geht es um etwas anderes...

 

 

Diogenes Verlag, gebunden, 464 Seiten, 25 €

 

 

 

 

Helga Schubert

Der heutige Tag

Ein Stundenbuch der Liebe

 

Über fünfzig Jahre lang teilen sie ihr Leben. Doch nun ist der Mann schwer krank. Lange schon wird er palliativ umsorgt, und so wird der Radius des Paares immer eingeschränkter, der besuch seltener, die abhängigkeit voneinander größer.

Kraftvoll und poetisch erzählt Helga Schubert davon, wie man in solchen Umständen selbst den verstand und der andere die Würde behält.

"Helga Schubert erzählt davon, wie man Frieden machen kann mit diesem Leben. Sie zeigt, wie man Lebensgeschichten in Literatur verwandeln kann."

Insa Wilke

 

 

dtv Verlag,gebunden, 264 Seiten, 24 €

 

 

Arno Frank

Seemann vom Siebener

 

Brütende Hitze, ein Freibad und mittendrin sieben Menschen, deren Lebenswege sich für einen schicksalhaften Moment miteinander verbinden. Arno Franks zweiter Roman erzählt von dem Wunsch auszubrechen und von der Sehnsucht danach anzukommen, von den verborgenen Konsequenzen unserer Entscheidungen und von jenen Orten, die unvergessen bleiben.

 

Es ist heiß. Und die halbe Stadt ist im Freibad. Da ist Kiontke, der Bademeister, der noch immer am Beckenrand steht, auch wenn die Leute meinen, dass es ihn eigentlich hätte umhauen müssen, dieses Unglück damals. Da ist renate, die hinter der Kasse sitzt und zu viel raucht und die zwei, vier, acht Sachen an Kiontke mag, was sie natürlich niemals zugeben würde. Joe hingegen versucht anzuschwimmen gegen die vielen verpassten Gelegenheiten in ihrem Leben. Lennart hat es unfreiwillig zurückverschlagen, zu den Anfängen, die seinen späteren Weg bestimmt haben. Da ist Isobel, die das Freibad schon kannte, als es das Freibad noch gar nicht gab, und da sind die beiden Geschwister, die den Seemann machen wollen, erst vom Dreier, dann vom Fünfer, und schließlich vom Siebener - aber der ist gesperrt, seit Jahren schon, seit diesem Unglück damals, das wie ein fernes Donnergrollen unter diesem flirrenden Sommertag liegt.

 

"Das ist ein ganz besonderer Ton [...] so lakonisch cool, trotzdem ist es sehr sympatisch gefühlvoll [...]. Das Schwimmbad wirkt als zeitloser Ort, entgrenzt und faszinierend."

Deutschlandfunk Kultur, 22.3.2023

 

Tropen Verlag, gebunden, 233 Seiten, 24 €

 

 

 

 
 

Jane Crilly

Der Gärtner von Wimbledon

 

Großbritannien 1938. Für die junge Rose ist Wimbledon der Ort, an dem ihr größter Traum in Erfüllung gehen könnte. Doch die Zeit ist nicht reif: Wenn es nach ihren Eltern geht und in der Regel geht es nach ihren Eltern, soll Rose eine gute Ehefrau werden und keine Profi-Tennisspielerin. Für Henry Evans ist Wimbledon der Ort, an dem er und Rose sich so nah gekommen sind wie nirgendwo sonst. Denn die beiden Teenager trennen Welten: Rose, Tochter aus besserem Hause, spielt Chopin auf dem Klavier und lernt Französisch, Henry, dessen Mutter viel zu früh verstorben ist, gehört zum Hauspersonal. Er wohnt nur auf dem Anwesen, weil sein Vater bei Familie Blake als Gärtner angeheuert hat. Und doch führt das Leben Rose und Henry zusammen. Er darf ihr Balljunge sein, sie bringt ihm Tennis bei, er nimmt sie auf seinem Fahrrad mit. Sie freunden sich an, sie verlieben sich. Bis der Krieg sie schmerzlich trennt. Henry geht den für ihn einzig denkbaren Weg: Er wird der Gärtner von Wimbledon - und bleibt es fünfzig Jahre lang. Immer in der Hoffnung, dass auch Rose eines Tages zurückkehren wird...

 

Kampa Verlag, gebunden, 256 Seiten, 22 €

 

 

 

 

 

Trude Teige

Als Großmutter im Regen tanzte

 

Eine starke Frau in dunklen Zeiten. Und eine junge Frau, die zurückschauen muss, um nach vorn blicken zu können.

Als Juni ins Haus ihrer verstorbenen Großmutter auf der kleinen norwegischen Insel zurückkehrt, entdeckt sie ein Foto: es zeigt ihre Großmutter Tekla als junge Frau mit einem deutschen Soldaten. Wer ist der unbekannte Mann? Ihre Mutter kann Juni nicht mehr fragen. Das Verhältnis zwischen ihrer Mutter und ihrer Großmutter war immer von etwas Unausgesprochenem überschattet.

Die Suche nach der Wahrheit führt Juni nach berlin und in die kleine Stadt Demmin im Osten Deutschlands, die nach der kapitulation von der russischen Armee überrannt wurde. Juni begreift, dass es um viel mehr geht als um eine verheimlichte Liebe. Und dass ihre Entdeckungen Konsequenzen haben für ihr eigenes Glück

 

S. Fischer Verlag, gebunden, 384 Seiten, 22 €

 

 

Ewald Arenz

Die Liebe an miesen Tagen

 

Vom ersten Moment an wissen Clara und Elias, dass sie füreinander bestimmt sind. Damit ändert sich alles: Elias kann nicht länger verdrängen, dass er mit seiner Freundin in einem falschen Leben steckt. Und für Clara wird es Zeit, das Alleinsein aufzugeben. Auf das wilde Glück der Anfangszeit folgt eine erste Bewährungsprobe, und die beiden zweifeln und kämpfen mit- und umeinander. Kann man, nicht mehr ganz jung und beladen mit Lebenserfahrung, noch einmal oder überhaupt zum ersten Mal die große Liebe finden?

 

"Gerade an miesen Tagen, und davon gibt es derzeit ja nicht wenige, wärmen Selfcare und Zynismus nicht. Dieses Buch schon."

Elisa von Hof, Der Spiegel

 

Dumont Verlag, gebunden, 379 Seiten, 24 €

 

 

 

Juli Zeh/ Simon Urban

Zwischen Welt

 

Zwanzig Jahre sind vergangen: Als sich Stefan und Theresa zufällig in Hamburg über den Weg laufen, endet ihr erstes Wiedersehen mit einem Desaster. Zu Studienzeiten waren sie wie eine Familie füreinander, heute sind kaum noch Gemeinsamkeiten übrig.

Stefan hat Karriere bei Deutschlands größter Wochenzeitung

DER BOTE gemacht, Theresa den Bauernhof ihre Vaters in Brandenburg übernommen. Aus den unterschiedlichen Lebensentwürfen sind gegensätzliche Haltungen geworden. Stefan versucht bei seiner Zeitung, durch engagierte journalistische Projekte den Klimawandel zu bekämpfen. Theresa steht mit ihrem Bio-Milchhof vor Herausforderungen, die sie an den Rand ihrer Kraft bringen.

Die beiden beschließen, noch einmal von vorne anzufangen, sich per E-Mail und WhatsApp gegenseitig aus ihren Welten zu erzählen. Doch während sie einander näherkommen, geraten sie immer wieder in einen hitzigen Schlagabtausch um polarisierende Fragen wie Klimapolitik, Gendersprache und Rassismusvorwürfe. Ist heute wirklich jeder und jede gezwungen, eine Seite zu wählen? Oder gibt es noch Gemeinsamkeiten zwischen den Welten? Und können Freundschaft und Liebe die Kluft überbrücken?

 

"Ein großartiger Gesellschaftsroman. Passt perfekt in unsere Zeit."

Christhard Läpple, ZDF Heute Journal

 

Luchterhand Verlag, gebunden, 444 Seiten, 24 €

 


 

Arno Geiger

Das glückliche Geheimnis

 

Von Anläufen und Enttäuschungen, vom Finden und Wegwerfen. Und vom Glück des Gelingens.

 

Frühmorgens bricht ein junger Mann mit dem Fahrrad in die Straßen der Stadt auf. was er dort tut, bleibt sein Geheimnis. Zerschunden und müde kehrt er zurück. Und oft ist er glücklich. Jahrzehntelang hat Arno Geiger ein Doppelleben geführt. Jetzt erzählt er davon, pointiert, auch voller Witz und mit großer Offenheit. Wie er Dinge tat, die andere unterlassen. Wie gewunden, schmerzhaft und überraschend Lebenswege sein können, auch der Weg der großen Liebe. Wie er als Schriftsteller gegen eine Mauer rannte, bevor der Erfolg kam. Und von der wachsenden Sorge um die Eltern.

 

"Das alles macht er so großartig beiläufig und klug, so entschlossen, gekonnt und frei, dass die Lektüre ein echter menschlicher Gewinn ist. Es gibt nur wenige Bücher, an deren Ende man denkt, es wäre schön, mit dem Autor befreundet zu sein. Dies ist so eins."

Eberhard Rathgelb, Die Zeit, 05.01.2023

 

Hanser Verlag, gebunden, 240 Seiten, 25 €

 

 

 

Annie Ernaux

Der junge Mann

 

Sie ist Mitte fünfzig und beginnt ein Verhältnis mit einem dreißig Jahre jüngeren Mann. Einem Studenten, noch dem Millieu verhaftet, aus dem sie sich emanzipiert zu haben glaubt. Er verlässt die gleichaltrige Freundin und liebt sie mit einer Leidenschaft wie keiner zuvor. Entrückte Tage und Nächte in seinem kargen Zimmer, Matratze auf dem Boden,löchrige Wände, defekter Kühlschrank. Doch die intime Episode ist zugleich etwas Politisches, auf der Straße, in den Restaurants und Bars: fast ständig böse Blicke, wütende Reaktionen. Sie ist wieder das "skandalöse Mädchen" ihrer Jugend, nun aber ganz ohne Scham, mit einem Gefühl der Befreiung. Irgendann erträgt er ihre frühere Schönheit nicht mehr, und sie erlebt bloß noch Wiederholung, obwohl er "ihr Engel ist, der die Vergangenheit heraufbeschwört, sie ewig leben lässt".

Und was heißt das für ihre Zukunft?

 

Annie Ernaux, Literaturnobelpreisträgerin 2022, bricht ihr letztes Tabu - radikal pointiert und prägnant erzählt sie von einer skandalösen Liebesbeziehung, einer ambivalenten Rückkehr in die eigene Vergangenheit und der triumphalen Überwindung einer lebenslangen Scham.

 

Suhrkamp Verlag, gebunden, 48 Seiten, 15 €

 

 


 

Mariana Leky

Kummer aller Art

 

Ein kleines Buch über Kummer, das erstaunlich gute Laune macht.

 

"Alle wirken innerlich blitzblank, nur in unserem Inneren sieht es aus wie bei Hempels unterm Sofa", denkt der Kioskbesitzer Armin, als er vergeblich versucht, erfolgreich zu meditieren. Und auch im Inneren der anderen Figuren dieser literarischen Kolumnen herrscht Unordnung: Frau Wiese kann nicht mehr schlafen, Herr Pohl nicht nachhaltig verzagt, Lisa hat ihren ersten Liebeskummer, Vadims Hände zittern, Frau Schwerter muss ganz dringend entspannen, ein trauriger Patient hat sein Hände verloren, und Psychoanalytiker Ulrich legt sich mit der Vergänglichkeit an. Kummer aller Art plagt die Menschen, die sich, mal besser, mal schlechter, durch den Alltag manövrieren. Aber der Kummer vereint sie auch, etwa, wenn auf Spaziergängen Probleme zwar nicht gelöst werden, aber zumindest mal an die Luft und ans Licht kommen. Klug, humorvoll und mit großem Sinn für Feinheiten und Absurditäten porträtiert Mariana Leky Lebenslagen von Menschen, denen es nicht an Zutraulichkeit mangelt, wohl aber am Mut zur Erkenntnis, dass man dem Leben nicht dauerhaft ausweichen kann.

Die in im Buch versammelten Texte erschienen erstmals als Kolumnen in PSYCHOLOGIE HEUTE.

 

Dumont Verlag, gebunden, 176 Seiten, 22 €

 

  

Christine Westermann

Die Familien der anderen

 

Christine Westermann, preisgekrönte Journalistin und Bestsellerautorin genießt mit ihren Buchempfehlungen großes Vertrauen bei einem breiten Publikum. Bücher sind aus ihrem heutigen Leben nicht wegzudenken, sie sind für sie Fenster in ein fremdes Leben. Dabei war ihr Weg zu den Büchern kein selbstverständlicher, eher ein Hindernislauf. Elegant ehrlich und mit wunderbarer Selbstironie erzählt sie, wie sie zu den Büchern (und Thomas Mann) fand -  und begibt sich dabei auf eine fesselnde Zeitreise in ihre eigene, von Brüchen gezeichnete Familiengeschichte.

Eine Bibliothek mit Leiter wünscht sie sich, damit sie auch mal an die Bücher in der obersten Reihe kommt. An den Zauberberg von Thomas Mann aus dem Regal der Eltern zum Beispiel, an den sie sich lange nicht gewagt hat. Mit welchen Büchern ist sie aufgewachsen, welche sind heute noch eng mit ihrem Leben verknüpft?

Warum hat Lesen lange Zeit nur eine kleinere Rolle in ihrem Leben gespielt? Warum ist sie aus allen Wolken gefallen, als sie gefragt wurde, ob sie Lust habe, Buchempfehlungen fürs Radio zu machen? Wie schreibt man eine Empfehlung und warum soll es bei ihr nie ein Verriss sein?

Christine Westermann schreibt über die Lust zu lesen. Und damit eng verbunden über die Neugier auf das Leben der anderen. Sie erlaubt einen Einblick ins eigene Leben - und in die vielen Bücher, die darin vorkommen.

 

Kiepenheuer und Witsch, gebunden, 213 Seiten, 23 €

 

 

 

 

Charles Lewinsky

Sein Sohn

Nach "Melnitz" und "Halbbart" wieder ein Roman des Schweizers Charles Lewinsky.

 

Louis Chabon wächst in einem Kinderheim in Mailand auf. Nachdem er in Napoleons Russlandfeldzug den Krieg kennengelernt hat, möchte er nur noch eins: endich zu einem menschenwürdigen Leben finden und Teil einer Familie werden. In Graubünden erlangt er ein kleines Stück des erhofften Glücks. Doc das verspielt er, als die Sehnsucht nach dem unbekannten Vater ihn nach Paris ruft und er zwischen und Schmutz seine Bestimmung sucht.

 

Diogenes Verlag, gebunden, 368 Seiten, 25 €

 

 

 

Dörte Hansen

Zur See

 

Die Fähre braucht vom Festland eine Stunde auf die kleine Nordseeinsel, manchmal länger, je nach Wellengang. Hier lebt in einem der zwei Dörfer seit fast 300 Jahren die Familie Sander. Drei Kinder hat Hanne großgezogen, ihr Mann hat die Familie und die Seefahrt aufgegeben. Nun hat ihr Ältester sein Kapitänspatent verloren, ist gequält von Ahnungen und Flutstatistiken und wartet auf den schwersten aller Stürme. Tochter Eske, die im Seniorenheim Seeleute und Witwen pflegt, fürchtet die Touristenströme mehr als das Wasser, weil mit ihnen die Inselkultur längst zur Folklore verkommt. Nur Henrik, der Jüngste, ist mit sich im reinen. Er ist der erste Mann in der Familie, den es nie auf ein Schiff gezogen hat, immer nur an den Strand, wo er Treibgut sammelt. Im Laufe eines Jahres verändert sich das Leben der Familie Sander von Grund auf, erst kaum spärbar, dann mit voller Wucht.

 

Großartig.

 

Penguin Verlag, gebunden, 255 Seiten, 24 €

 

 

 

 

 

Mechtild Borrmann

Feldpost

 

"Adele ist verschwunden." Mehr mag die Fremde nicht sagen, die sich in einem Café einfach so an den Tisch der Anwältin Clara setzt - und kurz darauf ebenfalls spurlos verschwindet. Zurück bleibt ledigich ihre Handtasche. Neben anrührenden Feldpost-Briefen aus dem 2. Weltkrieg, die von einer großen Liebe zeugen, findet Clara darin auch Unterlagen über den Verkauf einer Villa in Kassel zu einem symbolischen Preis.

Doch was hat das alles mit ihr zu tun? und weshalb wurde die Villa - anders als vereinbart - nie an ihre rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben? Claras Recherchen decken nicht nur die tragische Geschichte einer großen, verbotenen Liebe auf, sondern auch die Schuld einer Liebenden und einen bitteren Verrat.

 

Der Roman beruht auf wahren Lebensgeschichten: Recherchen im Tagebuch-Archiv Emmendingen haben Mechtild Borrmann zu diesem feinfühligen Roman über Schuld, Verrat und eine tragische Liebe während des 2. Weltkriegs inspiriert.

 

Droemer Verlag, gebunden, 297 Seiten, 23 €

 

 


 

Karen Duve

Sisi

Als Elisabeth (Sisi) durch Heirat zur Kaiserin von Österreich wird, betritt sie eine streng geordnete Welt voll steifer Konventionen und langweiliger Empfänge. Ausbrechen kann sie nurauf ausgedehnten Reisen und bei Aufenthalten auf ihrem ungarischen Schloss Gödöllö. Dort kann sie ungezwungen leben und ihrer größten Leidenschaft nachgehen: wilden Reitjagden. Kein Wassergraben ist der Kaiserin zu breit, kein Hindernis zu gefährlich - Sisi gehört zu den esten und tollkühnsten Reiterinnen ihrer Zeit. Der legendäre Jagd- und Rennreiter Bay Middleton bewundert die Kaiserin nicht nur für ihr reiterliches Können.

Nei einem Aufenthalt auf Gödöllö lädt Sisi ihre reit- und fechtkundige Nichte Marie Wallersee zu sich ein. Als Tochter einer Schauspielerin ist Marie eigentlich nicht standesgemäß, aber Sisi sieht in ihr ein freieres zweites Selbst und macht sie zur engen Vertrauten. Die 18-jährige Marie erliegt schnell dem Charme der kaiserlichen Tante und assistiert ihr nur zu gerne, wenn diese die leidenschaftliche Reiterin und Femme fatale gibt. Doch bald wirkt auch Marie anziehend auf andere, besonders auf die männlichen Adligen.

Sisi, daran gewöhnt im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, sieht sich nach einem Ehemann für die lästige Konkurrenz um und beginnt ein intrigantes Spiel aus Verführung und Verrat.

Karen Duves großer Roman über Sisi - zwischen Zwang und Freiheit. Bis ins kleinste Detail recherchiert und gnadenlos seziert: eine Kaiserin, die ihrer Zeit oft weit voraus war und die trotzdem bis heute unterschätzt wird.

"Das ist ein extrem gutes Buch!"

Thea Dorn

ZDF, Das literarische Quartett, 02.12.2022

 

Galiani Verlag, gebunden, 416 Seiten, 26 €

 

 

Wolf Harlander

42 Grad

 

Deutschland freut sich über den neuen Jahrtausendsommer. Dauersonnenschein sorgt für volle Freibäder. Einzig Hydrologe Julius Denner und IT-Spezialistin Elsa Forsberg warnen davor, dass die Hitze sich kurzfristig verschärfen wird. Niemand nimmt sie ernst, bis die ersten Flüsse austrocknen, Waldbrände außer Kontrolle geraten und Atomkraftwerke vom Netz gehen müssen. In Berlin und Brüssel folgt Krisengipfel auf Krisengipfel. Überall in Europa machen sich Wasserflüchtlinge auf die Suche nach der wichtigsten Ressource der Welt. Während um sie herum die Zivilisation zusammenzubrechen droht, versuchen Julius und Elsa verzweifelt, die Katastrophe aufzuhalten - und geraten damit ins Fadenkreuz von Mächten, die ihre ganz eigenen Interessen verfolgen ...

Ein erschreckend realistischer Klimathriller zu einem Thema, das nicht aktueller sein könnte - genau recherchiert, mitreißend erzählt.

Ausgezeichnet mit der MIMI - dem Krimipreis des Deutschen Buchhandels - und dem Stuttgarter Wirtschaftskrimipreis 2021

 

Rowohlt Taschenbuch, 523 Seiten, 10 €

 

 

 

Bonnie Garmus

Eine Frage der Chemie

 

Elizabeth Zott ist eine Frau mit dem unverkennbaren Auftreten eines Menschen, der nicht durchschnittlich ist und es nie sein wird. Doch es ist 1961, und die Frauen tragen Hemdblusenkleider und treten Gartenvereinen bei. Niemand traut ihnen zu, Chemikerin zu werden. Außer Calvin Evans, dem einsamen, brillanten Nobelpreiskandidaten, der sich ausgerechnet in Elizabeths Verstand verliebt. Aber auch 1961 geht das Leben eigene Wege. Und so findet sich eine alleinerziehende Elizabeth Zott bald in der TV-Show »Essen um sechs« wieder. Doch für sie ist Kochen Chemie. Und Chemie bedeutet Veränderung der Zustände ...

 

»In Elizabeth Zott verliebt man sich total. Sie ist so toll und natürlich dargestellt, dass ich sie sogar gegoogelt habe: Die muss es doch wirklich geben, habe ich gedacht! Lange habe ich nicht ein so unterhaltendes, witziges und kluges Buch gelesen wie dieses.« Elke Heidenreich

 

Piper Verlag, gebunden, 464 Seiten, 22 €

 

 

 

 

Annika Büsing: Nordstadt

 

Im Norden der Stadt hängen die Hoffnungen so tief wie der Novemberhimmel. Wer hier liebt, rechnet nicht mit einem Happy End. Schon gar nicht Nene, Anfang Zwanzig und Bademeisterin, die für das Unglück eine ganz eigene Maßeinheit hat. Ihre Überlebensstrategie: Bahnen ziehen, versuchen zu vergessen, pragmatisch sein. Dann lernt sie im Schwimmbad Boris kennen, der Puma-Augen hat und ihr nicht sofort an die Wäsche will. Boris, der an Kinderlähmung erkrankt war, für den es keine Jobs gibt, nur Schimpfwörter oder Mitleid. Der Schmerzen hat und die Welt mit Verachtung behandelt. Ihr erstes Date wird prompt zum Debakel, aber Nene zeckt sich in Boris`Herz, und er sich in ihres. Er kapituliert vor ihrer Direktheit und ihrem Lebenswillen, sie vor seinem Entschluss, sein Mädchen glücklich zu machen.

Boris wird für Nene die Geschichtsschreibung ändern, er wird sie anlügen, er wird sie hängenlassen. Ihre Liebe ist wie jede Liebe nicht perfekt. Aber sie berührt beide auf eine Weise, die sie vergessen oder nie gekannt haben.. Annika Büsing erzählt in ihrem Debüt eine herzzerreißende und gleichzeitig berauschend lebensbejahende Geschichte über alte Narben und en Mut, neue hinzuzufügen.

 

Steidl Verlag, 128 Seiten, TB, 12 €

 

 

 

Vendela Vida: Die Gezeiten gehören uns

 

Eulabee und ihrer charismatischen Freundin Maria Fabiola gehören die Straßen von Sea Cliff, wo die Häuser prachtvoll und die Strände wild sind. Morgens gehen sie im Faltenrock zur Mädchenschule, nachmittags spüren sie ihre Macht, wenn sie frei und furchtlos über die Klippen rennen. Eines Morgens werden sie von einem Mann in einem weißen Auto angehalten. Er fragt nach der Uhrzeit, Eulabee schaut auf ihre Swatch. Doch was danach passiert, darin sind sich die Mädchen uneinig. Angefasst habe der Mann sich, erzählt Maria Fabiola der Polizei. Eulabee widerspricht ihr - und wird plötzlich zur  Ausgestoßenen.

Vor der Kulisse der sich verändernden Landschaft von San Francisco erzählt Vendela Vida von der Grausamkeit der Jugend, von verlorener Unschuld, Lügen und Verrat.

 

"Ein bewundernswerter, raffinierter Roman. Streng der Dramaturgie folgend, die die von sich selbst berauschten Kinder von Sea Cliff ihrem Leben verpassen, bebt das Buch vor nervöser Spannung."

Ronald Düker, Die Zeit, 13.04.22

 

Hanser Verlag, 288 Seiten, gebunden, € 22,00

 

 

 

Goldie Goldbloom: Eine ganze Welt

 

Eine Frau am Wendepunkt. Ein Geheimnis, das  sie von allen trennt, die ihr wichtig sind. Und die Möglichkeit, mit viel Verständnis füreinander Brücken zu schlagen.

Surie Eckstein erwartet gerade ihr erstes Urenkelkind, als eine Katastrophe eintritt oder ist es ein Gottesgeschenk? Mit 57 Jahren ist sie noch einmal schwanger- mit Zwillingen! Plötzlich fühlt sich Surie, in der chassidischen Gemeinde von Brooklyn hochangesehen und ständig von Menschen umgeben, völlig allein. Nicht einmal Yidel, der nicht nur ihre große Liebe, sondern auch ihr bester Freund ist, wagt sie sich anzuvertrauen, so groß ist ihre Scham. Denn was sollen bloß die Leute denken? Zum ersten Mal stellt Surie die starren Regeln infrage, die ihr ganzes Leben geprägt haben....

 

"Eine lebenserfahrende ältere Frau in einem jugendichen Dilemma. Ein Roman, so schön wie überraschend." Claire Messud

 

Hoffmann und Campe Verlag, Taschenbuch, 288 Seiten, € 12.90

 

 

 

Edgar Selge: Hast du uns endlich gefunden?

 

Eine Kindheit um 1960, in einer Stadt, nicht groß, nicht klein. Ein bürgerlicher Haushalt, in dem viel Musik gemacht wird. Der Vater ist Gefängnisdirektor. Der Krieg ist noch nicht lange her, und die Eltern versuchen, durch Hingabe an klassische Musik und Literatur nachzuholen, was sie die verlorenen Jahre nennen.

Überall spürt der Junge Risse in dieser geordneten Welt. Gebannt verfolgt er die politischen Auseinandersetzungen, die seine älteren Brüder mit Vater und Mutter am Esstisch führen. Aber er bleibt Zuschauer. Immer häufiger flüchtet er in die Welt der Phantasie.

Dieser Junge, den der Autor als fernen Bruder seiner selbst betrachtet, erzählt uns sein Leben und entdeckt dabei den eigenen Blick auf die Welt. Wenn sich der dreiundsiebzigjährige Edgar Selge gelegentlich selbst einschaltet, wird klar: Die Schatten der Kriegsgeneration reichen bis in die Gegenwart hinein. Edgar Selges Erzählton ist atemlos, körperlich, risikoreich. Voller Witz und Musikalität.

 

Selges literarisches Debüt hat uns verblüfft, begeistert und ergriffen.

 

Rowohlt Verlag, TB, 304 Seiten, € 14,00

 

 

 

Ewald Arenz: Der große Sommer

 

Die Zeichen auf einen entspannten Sommer stehen schlecht für Frieder: Nachprüfungen in Mathe und Latein. Damit fällt der Familienurlaub für ihn aus. Ausgerechnet beim gestrengen Großvater muss er lernen. Doch zum Glück gibt es Alma, Johann - und Beate, das Mädchen mit dem flaschngrünen Badeanzug. In diesen Wochen erlebt Frieder alles: Freundschaft und Angst, Respekt und Vertrauen, Liebe und Tod. Ein großer Sommer, der sein ganzes Leben prägen wird.

Hellsichtig, klug und stets beglückend erzählt Arenz von den Momenten, die uns für immer verändern.

 

Arenz Roman wurde zum Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhändler 2021 gewählt und ist zu absolut jeder Jahreszeit lesbar.

 

Dumont Verlag, TB, 320 Seiten, € 12

 

 

Marianne Philips: Die Beichte einer Nacht

 

 

Ein Roman über weibliche Identität, Moral, Wahnsinn und die Suche nach lebbarem Glück.

 

In einer Nervenklinik vertraut Heleen einer nachtschwester ihre Lebensgeschichte an. Sie erzählt vom Aufwachsen in einer kinderreichen protestantischen Familie, ihrem gesellschaftlichen Aufstieg, den sie sowohl ihrer eigenen Schönheit als auch ihrem Sinn für Schönes zu verdanken hat. Und sie berichtet von ihrer großen Liebe Hannes und der jüngeren Schwester Lientje, um die sie sich seit dem Tod der Eltern kümmert. Mit ungeahnten Folgen, denn ihrer eigenen Eifersucht kann sie sich nicht entziehen.

 

Eine faszinierende Wiederentdeckung!

 

Diogenes Verlag, Taschenbuch , 276S, 14 €

 

 

 

 

Katja Oskamp: Marzahn, mon amour

 

Katja Oskamp ist Mitte vierzig, als ihr das Leben fad wird. Das Kind ist aus dem Haus, der Mann ist krank, die Schriftstellerei, der sie sich bis dahin gewidmet hat: ein Feld der Enttäuschungen. Also macht sie etwas, was für andere dem Scheitern gleichkäme: Sie wird Fußpflegerin in Berlin-Marzahn, einst das größte Plattenbaugebiet der DDR. Und schreibt auf, was sie dabei hört.

 

Es sind Geschichten wie die von Herrn Paulke, vor vierzig Jahren einer der ersten Bewohner des Viertels, Frau Guse, die sich im Rückwärtsgang von der Welt entfernt, oder Herrn Pietsch, dem Ex-Funktionär mit der karierten Schiebermütze. Geschichten voller Menschlichkeit und Witz, Wunderwerke über den Menschen an sich - von seinen Füßen aus betrachtet.

 

Suhrkamp Taschenbuch, 142 Seiten, 10 €

 

 

 

 

Susanne Abel: Stay away from Gretchen


Der bekannte Kölner Nachrichtenmoderator Tom Monderath macht sich Sorgen um seine 84-jährige Mutter Greta, die immer mehr vergisst. Was anfangs ärgerlich für sein scheinbar so perfektes Leben ist, wird unerwartet zu einem Geschenk. Nach und nach erzählt Greta aus ihrem Leben - von ihrer Kindheit in Ostpreußen, der Flucht vor den russischen Soldaten im eisigen Winter, der Sehnsucht nach dem verschollenen Vater und ihren Erfolgen auf dem Schwarzmarkt in Heidelberg. Als Tom jedoch auf das Foto eines kleinen Mädchens mit dunkler Haut stößt, verstummt Greta. Zum ersten Mal beginnt Tom, sich eingehender mit der Vergangenheit seiner Mutter zu befassen. Nicht nur, um endlich ihre Traurigkeit zu verstehen. Es geht auch um sein eigenes Glück.

 

DTV, TB, 544 S., 13 €



 


Juli Zeh: Über Menschen

 

Dora ist mit ihrer kleinen Hündin aufs Land gezogen. Sie brauchte dringend einen Tapetenwechsel, mehr Freiheit, Raum zum Atmen. Aber ganz so idyllisch wie gedacht ist Bracken, das kleine Dorf im brandenburgischen Nirgendwo, nicht. In Doras Haus gibt es noch keine Möbel, der Garten gleicht einer Wildnis, und die Busverbindung in die Kreisstadt ist ein Witz. Vor allem aber verbirgt sich hinter der hohen Gartenmauer ein Nachbar, der mit kahlrasiertem Kopf und rechten Sprüchen sämtlichen Vorurteilen zu entsprechen scheint. Geflohen vor dem Lockdown in der Großstadt muss Dora sich fragen, was sie in dieser anarchischen Leere sucht: Abstand von Robert, ihrem Freund, der ihr in seinem verbissenen Klimaaktivismus immer fremder wird? Zuflucht wegen der inneren Unruhe, die sie nachts nicht mehr schlafen lässt? Antwort auf die Frage, wann die Welt eigentlich so durcheinandergeraten ist? Während Dora noch versucht, die eigenen Gedanken und Dämonen in Schach zu halten, geschehen in ihrer unmittelbaren Nähe Dinge, mit denen sie nicht rechnen konnte. Ihr zeigen sich Menschen, die in kein Raster passen, ihre Vorstellungen und ihr bisheriges Leben aufs Massivste herausfordern und sie etwas erfahren lassen, von dem sie niemals gedacht hätte, dass sie es sucht.

 

btb, Taschenbuch, 416 S., 12 €

 

 

 

Alexander Gorkow: Die Kinder hören Pink Floyd

 

Schau in die Welt, Junge, nicht in den Himmel! Die 70er-Jahre. Eine Vorstadt. Das Westdeutschland der letzten Baulücken, der verstockten Altnazis, der gepflegten Gärten. Die Kriegsgräuel sind beiseitegeschoben, zum Essen geht es in den Balkan Grill, die Einbauküche daheim überzeugt durch optimale Raumnutzung. Für den 10-jährigen Jungen aber ist es eine Welt der Magie, der geheimen Kräfte, des Kampfs des Bösen gegen das Gute. Der Leitstern des Jungen in diesem Kampf ist die große Schwester - das Kind Nr. 1 der Familie. Sie ist herzkrank und sehr lebenshungrig. Mit trockenem Humor und großer Aufsässigkeit stemmt sie sich gegen alle Bedrohungen, nicht zuletzt mithilfe der vergötterten Band Pink Floyd aus dem fernen London, den Kämpfern gegen das Establishment, deren Songs alles zum Glänzen bringen.

 

»Bei Gorkow sitzt jedes Bild, jedes Wort, jedes Gefühl zwischen Lachen und Weinen. Hier erzählt einer, der sich voller Liebe erinnert. Eine Zeit wird lebendig, die uns geprägt hat, und auch Pink Floyd haben uns geprägt mit ihrem "We don't need no education". Was für ein sanftes, warmes, was aber wunderbarerweise auch für ein lustiges Buch!« Elke Heidenreich

 

Kiepenheuer u. Witsch, TB, 192 S., 13 €

 

 

 

 

 

Bernardine Evaristo: Mädchen, Frau etc.

 

Für mich begann dieses 2021, auf das wir alle so viele Hoffnungen setzen, mit einem mitreißenden Leseerlebnis.

Bernardine Evaristo, die für dieses Buch 2019 den wichtigsten britischen Literaturpreis, den Booker Prize, gewonnen hat, schreibt in Mädchen, Frau etc.“ über 12 schwarze Frauen, die trotz ganz unterschiedlicher Wurzeln, kultureller Hintergründe, sexueller Vorlieben weit

auseinander klaffender Bildung und Herkunft miteinander verbunden sind: Als Freundinnen, Mütter, Töchter, Kolleginnen, Schicksalsgenossinnen.

Evaristos Stil ist experimentell, liest sich gleichwohl flüssig und ist süchtig machend.

 

btb, Taschenbuch, 560 S., 12 €

 

Sylke Gebhardt



 

 

Benedict Wells: Hard Land

 

Freuen Sie sich auf Hard Land“, den neuen Roman von Benedikt Wells! Der Schauplatz dieser Coming-of-Age-Geschichte ist eine Kleinstadt in Missouri in den 80er Jahren.

Sam, ein schüchterner 15-jähriger Außenseiter nimmt einen Ferienjob in einem alten Kino an, um den häuslichen Problemen wenigstens zeitweise zu entkommen. Mit seinen ebenfalls jugendlichen Kollegen erlebt er einen magischen Sommer mit all den widersprüchlichen

Gefühlen zwischen Nicht-mehr-Kind- und Noch-nicht-erwachsen-Sein, zwischen Euphorie und Melancholie. Eine berührende Geschichte und eine wunderbare Zeitreise in die 80er Jahre, die ich auch sehr für Leser im jugendlichen Alter empfehlen kann.

 

Diogenes, geb., 352 S., 24 €

 

Carola Budéus



 

 

 

Sofia Lundberg: Das rote Adressbuch

 

Doris wächst in einfachen Verhältnissen im Stockholm der Zwanzigerjahre auf. Als sie zehn Jahre alt wird, macht ihr Vater ihr ein besonderes Geschenk: ein rotes Adressbuch, in dem sie all die Menschen verewigen soll, die ihr etwas bedeuten. Jahrzehnte später hütet Doris das kleine Buch noch immer wie einen Schatz. Und eines Tages beschließt sie, anhand der Einträge ihre Geschichte niederzuschreiben. So reist sie zurück in ihr bewegtes Leben, quer über Ozeane und Kontinente, vom mondänen Paris der Dreißigerjahre nach New York und England - zurück nach Schweden und zu dem Mann, den sie nie vergessen konnte.

 

Goldmann TB, 368 S., 10 €


 

 

 

 

Ursula März: Tante Martl

 

 

 

 

 

Tante Martl ist scheinbar unscheinbar, in Wahrheit aber ganz besonders. Der Leser spürt es gleich an der Art, wie sie ihre Telefonanrufe eröffnet: mit einem Stöhnen, dem ein unerwarteter Satz folgt. Geboren als dritte Tochter eines Vaters, der nur Söhne wollte, ist Martl die ungeliebte Jüngste, die keinen Mann findet, dafür aber einen Beruf als Volksschullehrerin. Nie verlässt sie die westpfälzische Kleinstadt, in der sie geboren wurde, ja nicht einmal ihr Elternhaus. Und obwohl sie ihren Vater jahrelang pflegt, während ihre Schwestern Familien gründen, bewahrt sie ihre Selbstständigkeit. Wie Tante Martl das schafft und in hohem Alter noch einen großen Fernsehauftritt bekommt, erzählt Ursula März mit staunender Empathie und widerständigem Humor.

 

Piper Taschenbuch, 192 Seiten, 11 €

 

 

 

 

 

 

Anne Weber: Annette - ein Heldinnenepos

 

Deutscher Buchpreis 2020

 

Geboren 1923 in der Bretagne, aufgewachsen in einfachen Verhältnissen, schon als Jugendliche Mitglied der kommunistischen Résistance, Retterin zweier jüdischer Jugendlicher - wofür sie von Yad Vashem später den Ehrentitel »Gerechte unter den Völkern« erhalten wird -, nach dem Krieg Neurophysiologin in Marseille, 1959 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt wegen ihres Engagements auf Seiten der algerischen Unabhängigkeitsbewegung... und noch heute an Schulen ein lebendiges Beispiel für die Wichtigkeit des Ungehorsams. 

 

Anne Weber erzählt das unwahrscheinliche Leben der Anne Beaumanoir in einem brillanten biografischen Heldinnenepos. Die mit großer Sprachkraft geschilderten Szenen werfen viele Fragen auf: Was treibt jemanden in den Widerstand? Was opfert er dafür? Wie weit darf er gehen? Was kann er erreichen? Annette, ein Heldinnenepos erzählt von einer wahren Heldin, die uns etwas angeht.

 

"Die Kraft von Anne Webers Erzählung kann sich mit der Kraft ihrer Heldin messen: Es ist atemberaubend, wie frisch hier die alte Form des Epos klingt und mit welcher Leichtigkeit Weber die Lebensgeschichte der französischen Widerstandskämpferin Anne Beaumanoir zu einem Roman über Mut, Widerstandskraft und den Kampf um Freiheit verdichtet. "Annette, ein Heldinnenepos" ist eine Geschichte voller Härten, die Weber aber mit souveräner Dezenz und feiner Ironie erzählt. Dabei geht es um nichts weniger als die deutsch-französische Geschichte als eine der Grundlagen unseres heutigen Europas. Wir sind dankbar, dass Anne Weber Annette für uns entdeckt hat und von ihr erzählt."

(Jurybegründung Deutscher Buchpreis 2020)

 

Matthes & Seitz Verlag, Taschenbuch, 207 Seiten, 12 €

 

 

 

 

 

 

Elizabeth Strout: Die langen Abende

 

In Crosby, einer kleinen Stadt an der Küste von Maine, ist nicht viel los. Und doch enthalten die Geschichten über das Leben der Menschen dort die ganze Welt. Da ist Olive Kitteridge, pensionierte Lehrerin, die sich auch mit siebzig noch in alles einmischt, so barsch wie eh und je. Da ist Jack Knnison, einst Harvardprofessor, der ihre Nähe sucht. Beide vermissen ihre Kinder, die ihnen fremd geworden sind, woran Olive und Jack selbst nicht gerade unschuldig sind... Ein bewegender Roman, der von Liebe und Verlust erzählt, vom Altern und der Einsamkeit, von Momenten des Glücks und des Staunens.

(Die Beschreibung von Teil 1 der Geschichte von Olive Kitteridge finden Sie auf unserer Seite "Oldies but Goldies")

 

btb, TB, 352 S., 12 €

 

Sasa Stanisic: Herkunft

 

Herkunft ist ein Buch über den ersten Zufall unserer Biografie: irgendwo geboren werden. Und was danach kommt.

"Herkunft ist ein Buch über meine Heimaten, in der Erinnerung und der Erfindung. Ein Buch über Sprache, Schwarzarbeit, die Stafette der Jugend und viele Sommer.

Herkunft ist ein Abschied von meiner dementen Großmutter. Während ich Erinnerungen sammle, verliert sie ihre. Herkunft ist traurig, weil Herkunft für mich zu tun hat mit dem, das nicht mehr zu haben ist.

Diese sind auch Herkunft: ... Ein Nationalismus. Ein Yugo. Ein Tito. Ein Eichendorff. Ein Sasa Stanisic."

- Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2019 -

 

btb Taschenbuch, 368 S., 12 €

 

 

Dror Mishani: Drei

 

Über dieses Buch darf man eigentlich nichts verraten.

Eine Frau sucht ein wenig Trost, nachdem ihr Mann sie und ihren Sohn verlassen hat. Ein zweite Frau sucht nach einem Zuhause und nach einemZeichen von Gott, dass sie auf dem richtigen Weg ist. Eine dritte Frau sucht etwas ganz anderes. Sie alle finden denselben Mann. Es gibt vieles, was sie nicht über ihn wissen, denn er sagt ihnen nicht die Wahrheit. Aber auch er weiß nicht alles über sie.

 

Diogenes, TB, 336 S., 13 €

 

Monika Helfer: Die Bagage

 

Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern am Rand eines Bergdorfes. Sie sind die Abseitigen, die Armen, die Bagage. Es ist die Zeit des ersten Weltkriegs und Josef wird zur Armee eingezogen. Die Zeit, in der Maria und die Kinder allein zurückbleiben und abhängig werden vom Schutz des Bürgermeisters. Die Zeit, in der Georg aus Hannover in die Gegend kommt, der nicht nur hochdeutsch spricht und wunderschön ist, sondern eines Tages auch an die Tür der Bagage klopft. Und es ist die Zeit, in der Maria schwanger wird mit Grete, dem Kind der Familie, mit dem Josef nie ein Wort sprechen wird: der Mutter der Autorin. Mit großer Wucht erzählt Monika Helfer die Geschichte ihrer eigenen Herkunft.

 

dtv, TB, 160 S., 11 €

 

Delia Owens: Der Gesang der Flusskrebse

 

Chase Andrews stirbt, und die Bewohner der ruhigen Küstenstadt Barkley Cove sind sich einig: Schuld ist das Marschmädchen. Kya Clark lebt isoliert im Marschland mit seinen Salzwiesen und Sandbänken. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Als zwei junge Männer auf die wilde Schöne aufmerksam werden, öffnet Kya sich einem neuen Leben - mit dramatischen Folgen. Delia Owens erzählt intensiv und atmosphärisch davon, dass wir für immer die Kinder bleiben, die wir einmal waren. Und den Geheimnissen und der Gewalt der Natur nichts entgegensetzen können.

 

Heyne Taschenbuch, 464 S., 11,99 €

 

 

Kathy Page: All unsere Jahre

 

Harry Miles und Evelyn Hill lernen sich eines Nachmittags zu Beginn des Zweiten Weltkriegs in einer Londoner Bibliothek kennen, kurz bevor Harry eingezogen wird. Er, der sensible Literatur- und Naturliebhaber, ist von dieser willens- und meinungsstarken Frau fasziniert und wird es immer bleiben. Sie verbindet den Wunsch nach Aufstieg und einem besseren Leben, und so suchen sie die heile Welt in einer Idealfamilie mit einem hübsch eingerichteten Haus. Langsam aber müssen sie begreifen, dass sich auf diese Weise nicht alle Träume erfüllen lassen.

Mit zärtlichem und dennoch unerbittlichem Blick beschreibt Kathy Page das Zusammenspiel von Nähe und Distanz zwischen Evely und Harry - ein ganzes Liebesleben lang.

 

Wagenbach, TB, 336 S., 15 €

 

 

 

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